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Leadership vs. Management oder mir schwillt der Kamm
Manchmal beschleicht mich so ein Gefühl.
Irgendwo in meiner Magengrube manifestiert es sich ein erstes Mal. Es zwickt und zwackt.
Zumeist überhöre ich es: Man muss nicht einer jeden Flatulenz Raum und Bedeutung zuordnen. In manchen Fällen jedoch muss es aber einfach raus.
Und heute ist mal wieder so ein Tag…
Ein Teil meiner alltäglichen Routine besteht darin, „Zeitung" zu lesen.
Für mich bedeutet das, dass ich über die üblichen, bekannten social media-Publikationen gehe. Nachrichten im Allgemeinen und Neuigkeiten zu den Themen Führung, Personal, Innovation und Gesundheitswesen stehen dabei in meinem Fokus.
Ich lag also so ein wenig in der Gegend rum, liess mich treiben. Mit ein wenig Vorfreude lehnte ich mich zurück und wusste mit der Gewissheit des erfahrenen Jägers, dass mir mein Glück hold sein würde. Mit Sicherheit war wieder einer dieser Artikel dabei, über den man sich nach Herzenslust aufregen konnte.
Und dann war er da – mein ganz persönlicher Aufreger des Tages: Ein wunderbar-schwachsinniger Artikel über den Unterschied zwischen Leadership und Management!
Irgendein milchgesichtig-lebenserfahrungsbefreiter Bubi exkulpierte sich von seiner Ahnungslosigkeit hinsichtlich des Themas Management, indem er irgendeinen krass zusammengeschusterten und evidenzlosen Aussagenauswurf absonderte. Irgendwas von irgendwelchen Unterschieden zwischen Management, Leadership und true leadership.
Das Ganze war eine unerträgliche Melange aus Sozialromantik und Führungskult. „Hail Hydra!", murmelte ich vor mich hin und wusste dabei nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Ich entschied mich für das Schmunzeln und delektierte mich an der Vorfreude, einen Post wie diesen irgendwann schreiben zu dürfen.
„Warum warten?", fragte ich mich selbst und tippte los…
Lassen Sie uns Klartext reden. Ob dieses seltsame Ding namens Führung nun Management oder Leadership genannt wird, ist reichlich egal. Dem Unternehmen, den Mitarbeitern und der Gesellschaft sowieso. Die Hauptsache für alle ist, dass tatsächlich geführt wird. Und das bedeutet eine komplexe Mischung aus Ziele vorgeben, Abläufe organisieren, Entscheidungen treffen, Dinge vorantreiben und manchmal auch ein wenig uns an kühnen Visionen versuchen. Wir, die wir führen, dürfen und sollen begeistern; ja, wir dürfen auch mit gutem Beispiel vorangehen, dürfen fachlich und menschlich vorantreiben. Es ist auch nicht verboten, sich ein wenig bewundern zu lassen. All das ist gut und notwendig.
Jetzt gibt es spätestens seit einer dieser unsäglichen Harvard Business Manager-Publikationen zum Thema Leadership eine regelrechte Führungsindustrie. Jeder durchschnittliche Berater, jeder mittelmäßige Student der Psychologie oder Sozialwissenschaften, jeder der auch nur ansatzweise aufrecht laufen kann und beim Essen nicht allzu sehr schmutzt, darf sich an diesem Thema versuchen und abarbeiten.
Doch brauchen wir das? Brauchen wir das wirklich? Oder brauchen wir nicht endlich eine Diskussion der Praktiker, eine Diskussion derer, die den Job jeden Tag machen? Gut, Theorie kann niemals schaden. Aber es wird Zeit, dass wir das Meinungsdiktat nicht kampflos denjenigen überlassen, die eben noch an Muttis Rockzipfeln saugten.
Führung findet im Kontext statt. Im Kontext der Gesellschaft, der Mitarbeiter und auch der Unternehmenssituation. Dies wird viel zu oft vernachlässigt, selten diskutiert. Wenn ich mit Wucht und Wirkung führen will, geht das nur, wenn ich meine relevante Umgebung (Gesellschaft, Familie, Mitarbeiter, Kollegen, etc.) von mir und meinem Tun überzeuge. Nicht durch schöne Worte wie Leadership oder Management. Sondern durch Taten.
Lassen Sie uns daher bitte eher den Einfluss des Kontextes ausdiskutieren, anstatt uns immer neue Vokabeln für das eine Ding namens Führung auszudenken. Denn dieser Kontext (Gründungsphase, Wachstumsphase, Sättigung, Krise, etc.; siehe dazu Unternehmensphasen nach Bleicher) hat mehr Bedeutung für die notwendige Art und Weise der Führung als eine überbordende Wortklauberei.
Dr. Bodo R. V. Antonic - Spezialist für Umsatzwachstum in der Life-Science-Industrie
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Kommentare 2
Hallo Herr Gramm,
Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Erlauben Sie mir nachzufragen, da ich nicht alle Aussagen in ihrer ganzen Tiefe und Breite verstanden habe. Könnten Sie mir bitte Ihren Spannungsbogen zwischen Investmentbanker, Chinesen und Aldous Huxley auf der einen und meinen Aussagen auf der anderen Seite erklären? Sie sehen mich ein wenig verständnislos, verdattert und irritiert.
Liebe Grüsse
BRVA
Hallo Bodo,
mir hat dein Artikel Spass gemacht - DANKE !
guter Mann - gute Story - YES WE CAN - danke !! - die vielen hands-on Leute scheuen sich schon überhaupt noch was zu sagen gegen soviel "Management" diese IGdummheit greift immer mehr um sich - Vampire des Negativen des Bewertenden und Abwertenden von Menschen die Fühlen können - Fühlen ist OUT - DENKEN ist IN - Die reine Lehre des Opportunismus und und der "Mensch"Killer = Manager geht um.
Führen heisst hier in den Abgrund führen - wenn 100 Menschen Spass haben und wissen was alle voranbringt bringt das 100*110-150% Leistung wenn 1 Mensch allen sagt was Sie falsch machen und ständig ein super-Personalcircus alle "faulen Äpfel(das waren mal Freunde und fleissige Mitarbeiter" rausschmeisst und als Ersatz "Aldus Huxleys" B-Männchen in die Unternehmen einführt wird 100*70-50% Leistung auch noch gelobt !
Diese Investmentbanker und Chinesen werden uns hin zur Unternehmerischen Aufgabe erziehen und uns das Fürchten lehren - doch bis dahin sind alle Manager schon von der nächsten Heuschrecke voller Verantwortungsentsagung wieder weggelobt worden.
Ich plädiere für "Menschen" im Management und eine Aktion "wider dem dummen-Denken" hin zum "klugen-Fühlen" --> heart-brain-burning
"bring the power to the people"
Alexander Gramm