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Tertium datur – die Zukunft schert sich nicht um Innovation und Disruption!
Manchmal beschleicht mich so ein Gefühl.
Irgendwo in meiner Magengrube manifestiert es sich ein erstes Mal. Es zwickt und zwackt. Zumeist überhöre ich es, man muss nicht einer jeden Flatulenz Raum und Bedeutung zuordnen. In manchen Fällen jedoch muss es aber einfach raus.
Und heute ist mal wieder so ein Tag… Ich erinnerte mich ungern an eine vergangene Situation zurück.
Wir hatten mal wieder eine Diskussion im Unternehmen. Maaaal wieder eine dieser Grundsatzdiskussionen.
Sie wissen schon – eine dieser Diskussionen, bei der jeweils eine Seite gewinnen muss. Aber bloß nicht die andere. Das Thema: Innovation vs. Disruption.
Wir diskutierten die Entwicklung unserer Forschungsabteilung. Der für F&E zuständige Manager präsentierte die Ergebnisse der letzten Monate mit geschwollener Brust. Zu Recht empfand ich, er hatte ein Stück solide Arbeit abgeliefert. Ein wenig überzogen feierte er die Neuerungen als wahre Disruption.
Dies rief einen Naseweis in Form des CIOs auf den Plan. Typ „Herr-Lehrer-ich-weiß-was". Er wäre auf einem Lehrgang für Innovation und Disruption gewesen. Seine selbstgefällige Körperhaltung drückt nur eines aus: Ich weiß es besser.
Das, was der F&E-Kollege da präsentieren würde, sei nie und niemals eine Disruption, bestenfalls eine Innovation. Naja, eigentlich nur ein laues Lüftchen.
Und dann ging´s los. Es entwickelte sich ein verbaler Faustkampf – ziseliert mit Worten vorgetragen. Rumble in the jungle? Ein Witz dagegen!
Wir Kollegen nahmen wahlweise die Attitüde der Betroffenheit, der Ablehnung oder der Verwunderung ein. Partei ergreifen? Niemals, man stellt sich nie und niemals zwischen zwei aufeinander zustürmende Ochsen.
Wer hat Recht? Na, ich natürlich!
Ich betrachtete die Szenerie mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und leicht angeekelter, wissenschaftlicher Neugier. Sie wissen schon, dieses Gefühl, wenn man den Kampf zweier Skorpione beobachtet. Einerseits fasziniert von der Eleganz des Hauens und Stechens, andererseits angeekelt von der explosiven Vulgarität eines unnotwendigen, weil sinnlosen, Kampfes.
Nach 10 Minuten der Diskussion machte ich einen Fehler, auf den ich noch heute stolz bin. Ich unterbrach die Kollegen und stellte die Frage nach der Relevanz der Diskussion für den Kunden. Erzürnt unterbrachen die beiden Kontrahenten ihr Ringen, um sich dann umso intensiver auf mich zu stürzen. Ob ich denn eine Innovation zu bieten hätte und was denn der Vertrieb zum Unternehmenserfolg in letzter Zeit beizutragen hätte. Ich erwähnte den Key Account, den wir hinzugewonnen hatte, listete weitere Dinge auf. Doch: Niemals, stellt man sich zwischen zwei aufeinander zustürmende Ochsen. Nie und niemals! Nachdem ich einigermaßen in Grund und Boden gerammt war, ließen die beiden Ochsen von mir ab. Sie hatten ihr Mütchen an mir abgekühlt.
Ach ja, nur für diejenigen, welchen Erfolg die Innovation hatte: Wir haben versucht, die Neuentwicklung, in den Markt einzuführen. Leider erfolglos. Die Kunden reagierten kein bisschen auf die Neuerung, sie tangierte nicht im Geringsten das Geschäftsmodell unserer Kunden.
Ich habe die Stampede überlebt. So wie die von den oben erwähnten Kontrahenten aufgeworfene Grundsatzfrage. War dies nun eine Innovation oder eine Disruption? Die Antwort: Es ist völlig egal. Solange die Neuerung für den Kunden einen relevanten Vorteil bietet. Um nichts anderes geht es. Es gibt eine dritte Lösung zwischen dem richtig und dem falsch. Und die heißt:
Relevanz für uns und für unsere Kunden.
Alles andere ist unnotwendiger Tand. Wollen Sie wirklich Erfolg, Wucht und Wirkung im Unternehmen? Erfolg mit ihren Mitarbeitern? Dann fragen Sie sich bitte nie und niemals, was richtig oder falsch ist. Stellen Sie sich und Ihrer Umwelt nur eine einzige Frage:
„Hat das Relevanz für mich, meine Kunden und die Mitarbeiter des Unternehmens?"
Und dorthin laufen Sie. Im Gepäck: Mut und Neugier.
Dr. Bodo R. V. Antonic - Spezialist für Umsatzwachstum in der Life-Science-Industrie
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Kommentare 4
Verstanden. Woher nehmen Sie die Weisheit oder Kenntnis der Relevanz? Woher nimmt der Kunde diese Kenntnis, wenn nicht von jemanden, der Ihn darauf hinführt. Nicht jede Innovation muss einen disruptiven Kern haben aber manches geht so schnell, da darf man das durchaus so nennen. Auch wenn es Ihnen auf den "Senkel" geht, so denke ich, wir sollten den Kunden auch mal was Neues zutrauen. Manches erkennt man erst in 3 Jahren und dann ist es zu Spät. Aber vielleicht meinen Sie das ja auch nicht.
Wenn ich nur kurzsichtig auf Relevanz schaue, verliere ich möglicherweise den offenen Geist für neues. Viel Erfolg noch.
Nun, die Relevanz, die ich meine, kommt zumeist aus des Kundens Mund. Meine Mandanten bzw. die Kunden meiner Mandanten haben eine ganz natürliche Autorität zu entscheiden, ob sie die ein oder andere Neuerung - once again: unabhängig davon, ob wir sie nun Disruption oder Innovation nennen mögen - als relevant einstufen.
Nun leben wir in einem Netzwerk der Interessensgruppen, Stakeholder. Manch Stakeholder mag Neuerungen als relevant einstufen, meine Mandanten hingegen nicht.
Kurzum, es empfiehlt sich, mit Vielen zu reden, viel zu lesen, nachzudenken, das Ergebnis zu überprüfen - und dann ergibt sich die Erkenntnis der Relevanz nicht selten von ganz alleine.
Es ist eben So, wie ich bereits schrieb. Provokation oder bewusste Fokussierung auf tradierte Strukturen. So sind auch andere Kulturen oder Unternehmen untergegangen? Siehe Nokia. Wer braucht schon ein Smartphone, wenn wir die besten der Welt haben. Zugegeben, wenn man "nur" telefonieren will, stimmte das. Aber heut zu Tage von Relevanz reden und Innovationen zu negieren oder disruptive Elemente zu ignorieren ist beinahe Tollheit oder eine Verkennung der Realitäten. Ich weiss auch, das nicht jeder Ästchen zum Stöckchen führen muss, aber globale Trends sind unverkennbar. Diese muss man Analysieren auf Relevanz hin, ggf. aber proaktiv prüfen, ob der Kunde einen Nutzen hat. Und ich zitiere hier gerne einen viel gehörten Vertriebler Satz: "Seit wann bekommt der Kunde das, was er haben will" Sie wissen wohl selber häufig nicht, was gut ist. Hier helfen Innovationen. Beides muss zum Business des Kunden passen, Innovation und Dissruption, wobei diese auch eine Innovation sein kann.
Ihren Kommentar auf XING berücksichtigend, meine ich im Hinterkopf zu haben, dass Sie die Frage aufgeworfen haben, ob denn mein Beitrag als Provokation aufzufassen sei.
Dem ist nicht so. Er ist schlichtweg erst einmal die Nacherzählung einer realen Begebenheit samt Kommentar.
Dann meine ich Sie so verstanden zu haben, dass Sie meinen Beitrag so verstanden haben, dass ich Disruption und Innovation als irrelevant eingestuft hätte.
Auch dem ist nicht so.
Kurzum, die von Ihnen aufgespannte Dualität ist nicht kongruent zu den von mir getätigten Aussagen.
Tertium datur.
Aussage meiner Kommentierung war die, dass ich die Diskussion der Trennlinie zwischen Disruption und Innovation als irrelevant einstufe. Mir geht diese schlichtweg auf den Senkel.
Dem Nutzer/Kunden ist es völlig egal, wie wir es nennen; wichtig für ihn ist es, ob die Neuerung von Relevanz ist.