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Künstliche Intelligenz – Künstliche Verblödung
Manchmal beschleicht mich ein so Gefühl. Irgendwo in meiner Magengrube manifestiert es sich ein erstes Mal.
Es zwickt und zwackt.
Zumeist überhöre ich es, man muss nicht einer jeden Flatulenz Raum und Bedeutung zuordnen. In manchen Fällen jedoch muss es aber einfach raus.
Und heute ist mal wieder so ein Tag…
Ein Teil meiner alltäglichen Routine besteht darin, „Zeitung" zu lesen. Für mich bedeutet das, dass ich über die üblichen, bekannten social media-Publikationen gehe. Nachrichten im Allgemeinen und Neuigkeiten zu den Themen Führung, Personal, Innovation und Gesundheitswesen stehen dabei in meinem Fokus.
Und dann fand ich ihn. Den einen, großartigen Video-Beitrag. Zugegeben, kein Leichtgewicht, eher ein intellektueller 30-Rundenkampf – aber halt auch großartig.
Doch lassen Sie uns ins Thema einsteigen…
An allen Ecken schreit es heute „Digitalisierung" und „Künstliche Intelligenz", manchmal auch in Form wunderbarer Abkürzungen wie AI oder KI daherkommend. Um es gleich zu sagen: Ich habe gar kein Problem mit KI oder AI und noch viel weniger habe ich ein Problem mit der Digitalisierung – ich treibe sie in manchen Projekten sogar. Jürgen Becker hat uns nicht umsonst, nach seinen Worten schrill, in meinen Worten berechtigt und deutlich, in unser Gebetsbuch hineingeschrieben, dass wir Interimmanager nicht das verschlafen, was die Arbeits- und Unternehmenswelt bewegt.
Aber ich habe ein massives Problem mit Dummschwätzunfug. Jedoch scheint es derzeit so zu sein, dass alles, was sich auch nur irgendwie zum Hypen eignet, leider auch von inhaltsleeren Phrasen-dreschenden Dilettanten dazu genutzt wird, sich in den Vordergrund zu krakeelen. Im allgemeinen Getöse gehen dann leider bisweilen die Stimmen unter, die vernünftig und sachorientiert sich der Materie zuwenden, anstatt sich nur auf Narzissmus und Selbstvermarktung zu fokussieren.
Und AI/KI ist offensichtlich ein ganz vortreffliches Thema, um sich in den Vordergrund zu posaunen. Die notwendigen Voraussetzungen sind hierfür erfüllt:
- Viele fühlen sich noch unsicher, wenn es um dieses Thema geht, haben nur wenig oder gar keine Erfahrungen damit gesammelt
- Darüber hinaus sind die Begriffe „künstlich/natürlich" sowie vor allem Intelligenz ebenso wenig den meisten klar. Wir haben zwar zumeist die Anmutung, wir wüssten einigermaßen irgendwie, was mit diesen Begriffen gemeint ist. Aber mal Hand auf´s Herz: Könnten Sie sofort eine messerscharfe Definition des Begriffs Intelligenz abliefern? Ich, jedenfalls, für meine Person, sehe mich hierzu außerstande.
- Mancher von uns hat eine diffuse Angst: „Nimmt mir dies meinen Arbeitsplatz weg?", „Übernehmen die Roboter nun die Kontrolle?" So oder sinngemäß lauten die Fragen, die man in vielen Gesprächen mit Kollegen, Kunden und Mitarbeitern hören kann.
Und in diese Gemengelage blöken die selbsternannten Evangelisten der künstlichen Verblödung ihre schaurige Melodie. In Schockstarre verharren wir tetanisch und warten auf das Jüngste Gericht.
Und dann kommen Menschen wie Markus Gabriel, den ich im Text schon weiter oben mit seinem wunderbaren Beitrag erwähnte, und werfen mir einen intellektuellen Rettungsring zu, der mir Balsam ist. Es ist Gabriel, der – sicherlich auf weitaus elaborierte Art und Weise als ich dazu in der Lage wäre – die Fragen aufwirft:
- Was ist Intelligenz?
- Ist Künstliches in der Lage, Intelligenz zu entwickeln oder auszudrücken?
Mein Gefühl war immer, dass ein Roboter, ein Programm, ein Algorithmus etc. nicht intelligent sein kann. Ihm fehlt die Absicht, die Seele, dieses Quäntchen mehr, welches uns Menschen zu dem macht, was wir sind: Menschen. Und eben nicht reichlich leistungsfähige, aber dann doch irgendwie doofe Maschinen.
Nun mögen Sie die berechtigte Frage aufwerfen: „Schön, Herr Antonic, jetzt haben wir das geklärt, dass Roboter doof sind… aber wozu ist das gut?". Die Frage dahinter lautet vielleicht: „Wieso sollen Sie sich meinen Text antun, was ist der Nährwert für Sie?"
Meine Antwort lautet: Wir brauchen keine Angst vor Digitalisierung, KI und AI, und allem anderem Künstlichen, vermeintlich Intelligentem, zu entwickeln. Wir können die Weckrufe für das nutzen, wofür sie gut sind: Als Weckruf!
Als einen Weckruf, der gut dafür ist, sich auf das zu besinnen, was wir Menschen, was Sie und ich sind. Intelligente Wesen. Wir und niemand anderes (Zur Sicherheit ausdrücklich gesagt: Ich spreche damit Tieren Intelligenz nicht ab!) sind es, die die Intelligenz haben, Dinge namens Computer und Roboter zu erschaffen, die hochgradig leistungsfähig sind. So leistungsfähig, dass wir uns nicht mehr mit den Dingen beschäftigen müssen, die unsere Intelligenz beleidigen und unsere zeitlichen Ressourcen auffressen und unseren Lebenstrichter nur unnotwendig verstopfen. Computer mögen irre schnell rechnen. Sie mögen dabei ebenso irre intelligent wirken, jedoch das, was ihnen Leben einhauchte – der Algorithmus – ist nicht durch sie geschaffen worden.
„Wer hat´s gemacht?", so lautet die Frage in der uns allen bekannten Schweizer Bonbon-Werbung. Die Antwort lautet: Sie, ich, wir! Wir Menschen haben Schöpfungs- und Wirkkraft. Nicht der Computer.
Ich denke, dass Sie meine Begeisterung für den o. g. Beitrag und der dahinter liegenden Frage nach der Natur der menschlichen Intelligenz und der Intelligenz an und für sich herauslesen konnten. Für den ein oder anderen, vielleicht sogar für alle von Ihnen, mag das selbstverständlich sein. Für diejenigen unter uns, die sich sorgenvoll jedoch dem Thema Digitalisierung und Künstliche Intelligenz näherten, möchte dieser Text jedoch Aufforderung sein, sich mit Wucht und Wirkung dem Thema zuzuwenden. Die Computer mögen doof bleiben, wir jedoch dürfen unsere Intelligenz nutzen, um die richtigen und notwendigen Entscheidungen herbeizuführen.
Und vor allem: Lassen wir uns von all diesen krakeelenden Megafonen nicht verwirren! Arbeiten wir doch bitte mit intelligenten, kompetenten Menschen zusammen, die uns verstehen lassen, wie man Digitalisierung realisieren kann, wie man Computer und Roboter sinnvoll für uns nutzt… und eben nicht, die ihre Lebensenergie dazu nutzen, ins Horn der Künstlichen Verblödung zu stoßen.
Dr. Bodo R. V. Antonic - Spezialist für Umsatzwachstum in der Life-Science-Industrie
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Kommentare 2
Gerne!
Ja, das Video ist kein dünnes Brett, welches es zu bohren gilt - quantitativ wie qualitativ. Da Gabriel aber derartig auf den Punkt formuliert, darf man es sich aber durchaus zu Gemüte führen. Zusammen mit Ihrem Weckruf spannt es nach meinem Dafürhalten die Arena des Denkbaren auf. Anschließend braucht es eben keine utopisch-dystopische Melange mehr, sondern schlichtweg nur noch ein Anpacken, um ein Teil der Zukunft zu bleiben.
Danke für Ihren Hinweis samt Link auf den Vortrag von Herrn Prof. Gabriel!
Ich habe mir die knappe Stunde 'angetan' - und ich denke, allein dieser Vortrag sollte ein 'must watch' sein für uns, die wir ähnlich denken...
Auch, wenn wir danach erst einmal eine Pause brauchen - so wie ich!
Klasse: Vielen Dank!