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Vom Abgrund an die Spitze - Turnaround eines Bauunternehmens
Branche: Bauindustrie (Tiefbau)
Linienfunktion: General Manangerment (CEO)
Thema: Restrukturierung und Turnaround
Umsatz: 40 Mio. Euro
Mitarbeiter: 300
Ausgangssituation
Eine Unternehmensgruppe im Bereich Tiefbau, befand sich in einer kritischen Lage. Die Unternehmensgruppe war im Besitz zweier Gesellschafter. Aufgrund von Schwierigkeiten in allen operativen Einheiten stand die gesamte Gruppe am Rande der Insolvenz.
Aufgabe, Methodik und Zeitrahmen
Mein Auftrag bestand darin, die Unternehmenssituation zu analysieren und zu klären sowie anschließend einen Sanierungsplan zu entwickeln, nach dessen Freigabe sich die Umsetzung anschloss.
In diesem Projekt wendete ich meine bewährte 5-Phasen-Methodik an:
(1) Auftragsklärung (2 Wochen): Definition der Projektziele und des Umfangs.
(2) Situationsanalyse (3 Monate): Gründliche Untersuchung der Gruppenunternehmen.
(3) Analyseergebnis (Teil der Analysephase): Auswertung und Zusammenfassung der Erkenntnisse.
(4) Umsetzungsplan (4 Monate): Entwicklung eines maßgeschneiderten Maßnahmen- und Aktivitätenplans.
(5) Umsetzung (7 Monate): Implementierung des freigegebenen Plans.
Der Turnaround wurde in den darauffolgenden Monaten erreicht.
Lösung – Kritische Herausforderungen im Unternehmenskontext
Die durchgeführte Analyse hat mehrere strukturelle und operative Schwachstellen offengelegt, die dringenden Handlungsbedarf erfordern:
1. Umsatzrückgang durch strategische Fehlausrichtung
Der Fokus lag in der Vergangenheit überproportional auf Marktzukäufen, während die operative Vollauslastung vernachlässigt wurde. Diese einseitige Priorisierung führte zu einem signifikanten Rückgang der Umsatzperformance – ein klarer Hinweis auf die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung.
2. Fehleinschätzung der Bestandsveränderungen
Das Management verfügt über unzureichende Transparenz in der Bestandsentwicklung. Dieser mangelnde Überblick beeinträchtigt die Steuerungsfähigkeit und führt zu ineffizienten Ressourcenallokationen. Eine präzisere Datenbasis und ein aktiveres Bestandsmanagement sind unerlässlich.
3. Personalsituation mit strukturellen Defiziten
Auffällig sind überproportionale Einstellungen nicht betriebsnotwendiger Mitarbeiter sowie eine stark überalterte Belegschaft. Diese Personalpolitik belastet die Produktivität und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Eine strategische Personalplanung mit klaren Prioritäten ist dringend erforderlich.
4. Ineffizienz im Fuhrparkmanagement
Die übermäßige Bereitstellung von Firmenwagen deutet auf eine mangelnde Kostenkontrolle hin. Eine straffere Fuhrparkpolitik und klare Nutzungskriterien könnten hier erhebliche Einsparpotenziale freisetzen.
5. Mangelhafte operative Führung und Controlling
Die Analyse zeigt Defizite in der kaufmännischen Perspektive sowie ein unzureichendes Projektcontrolling. Dies führt zu intransparenten Entscheidungsprozessen und gefährdet die wirtschaftliche Stabilität. Eine stärkere Integration betriebswirtschaftlicher Steuerungsinstrumente ist unabdingbar.
Fazit: Die identifizierten Probleme erfordern ein umfassendes Restrukturierungsprogramm mit Fokus auf strategische Neuausrichtung, effiziente Personalsteuerung, Kostendisziplin und verbessertes Controlling. Nur so kann das Unternehmen langfristig wieder auf einen profitablen Wachstumspfad gebracht werden.
Maßnahmen und Aktivitäten zur Unternehmensoptimierung
1. Neuausrichtung der Unternehmensgruppe
Um die Effizienz und strategische Kohärenz zu stärken, wurden alle Unternehmensteile zusammengeführt. Durch die Optimierung von Organisationsstrukturen und Prozessen konnte eine schlankere und schlagkräftigere Aufstellung erreicht werden. Zusätzlich wurden die Interessen der Gesellschafter systematisch integriert, um eine klare und zukunftsorientierte Ausrichtung zu gewährleisten.
2. Einführung eines leistungsfähigen Planungs- und Kontrollsystems
Zur Verbesserung der Steuerungsfähigkeit wurde ein strukturiertes Planungs- und Kontrollsystem eingeführt. Dies beinhaltet eine transparente Leistungsmeldung, die eine leistungsgerechte Abrechnung ermöglicht. Zudem wurden Schulungsprogramme für kaufmännisches Grundverständnis auf Polierebene implementiert, um die wirtschaftliche Denkweise im operativen Geschäft zu verankern.
3. Nachwuchsgewinnung und Mitarbeiterbindung
Um die Personalstruktur nachhaltig zu stärken, wurden gezielte Rekrutierungsmaßnahmen entwickelt, die den Altersdurchschnitt senken und frisches Know-how in das Unternehmen bringen. Gleichzeitig fördern Team-Events und Entwicklungsprogramme den Teamgeist und die Identifikation mit dem Unternehmen, was die langfristige Mitarbeiterbindung verbessert.
4. Stärkung des Managements und der Führungsstrukturen
Durch die Einführung klarer Führungslinien wurde die Entscheidungskompetenz gestärkt und Kontinuität im mittleren Management sichergestellt. Die Gesellschafter wurden aktiv in die Unternehmensentwicklung eingebunden, um strategische Weichenstellungen gemeinsam zu tragen.
5. Optimierung des Abrechnungsprozesses
Die Abrechnungsprozesse wurden hinsichtlich Zeit, Qualität und Nachträge verschlankt. Durch standardisierte Verfahren und verbesserte Dokumentation konnte die Fehlerquote reduziert und die Liquidität gesteigert werden.
Fazit: Nachhaltige Verbesserung durch strukturierte Maßnahmen. Die durchgeführten Aktivitäten zielen auf eine langfristige Stabilisierung und Wettbewerbsfähigkeit ab. Durch klare Strukturen, gesteigerte Effizienz und eine zukunftsorientierte Personalpolitik wurde ein solides Fundament für nachhaltigen Erfolg geschaffen.
Ergebnis: Nachweisbare Erfolge in Zahlen
Durch die konsequente Umsetzung der eingeleiteten Maßnahmen konnten in kürzester Zeit deutliche Verbesserungen in allen wesentlichen Leistungskennzahlen erreicht werden. Die Ergebnisse belegen nicht nur die Wirksamkeit der getroffenen Entscheidungen, sondern unterstreichen auch das Potenzial für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung:
1. Umsatzwachstum (+25%): Der gezielte Fokus auf operative Effizienz und strategische Neuausrichtung hat zu einer Umsatzsteigerung von 25% im Vergleich zum Ausgangszeitpunkt geführt – ein klarer Beleg für die erfolgreiche Marktbearbeitung und verbesserte Auslastung.
2. EBITDA-Marge (+13%): Durch Prozessoptimierungen, Kostendisziplin und eine leistungsorientierte Steuerung konnte die operative Profitabilität um 13% gesteigert werden. Dies stärkt die Ertragskraft und schafft Spielraum für weitere Investitionen.
3. Stabilisierter operativer Cashflow: Die Einführung eines stringenten Planungs- und Kontrollsystems hat zu einer nachhaltigen Verbesserung der Liquidität geführt, was dem Unternehmen mehr finanzielle Flexibilität gibt.
4. Höhere Personalauslastung (+8%): Durch die gezielte Anpassung der Personalkapazitäten konnte der Auslastungsgrad des betriebsnotwendigen Personals um 8% erhöht werden – ein wesentlicher Schritt zur Steigerung der Produktivität.
5. Projektrentabilität (bis zu +18%): Verbessertes Projektcontrolling und klar definierte Prozesse haben die Marge einzelner Bauprojekte um bis zu 18% gesteigert – ein Beleg für effizienteres Ressourcenmanagement.
6. Schnellere Projektdurchlaufzeiten (-28%): Durch standardisierte Abläufe und optimierte Koordination wurden die Durchlaufzeiten um 28% reduziert, was zu schnelleren Projektabwicklungen und geringeren Kosten führt.
7. Optimiertes Nachtragswesen (-26%): Die Reform der Abrechnungsprozesse hat die Nachtragsquote um 26% gesenkt, was zu transparenteren Kalkulationen und weniger Nachforderungen führt.
8. Effizientere Personalstruktur: Das Verhältnis von betriebsnotwendigem zu nicht-betriebsnotwendigem Personal wurde von 1:2 auf ein deutlich effizienteres Niveau angepasst, was zu einer schlankeren und leistungsfähigeren Organisation beiträgt.
9. Jüngere Belegschaft durch gezielte Rekrutierung: Durch strategische Nachwuchsgewinnung konnte der Altersdurchschnitt der Belegschaft gesenkt werden, was langfristig Fachkräftesicherung und Know-how-Transfer ermöglicht.
10. Höhere Produktivität pro Mitarbeiter: Durch effektivere Arbeitsprozesse und gezielte Personalentwicklung stieg die Leistung pro Mitarbeiter auf 140.000 Euro – ein klarer Indikator für gesteigerte Effizienz.
Fazit: Messbare Wertsteigerung durch strategische Transformation. Die erzielten Ergebnisse zeigen, dass eine konsequente Neuausrichtung von Strukturen, Prozessen und Personalstrategien zu einer signifikanten Steigerung von Umsatz, Rentabilität und Produktivität führt.
Resümee der umgesetzten Maßnahmen und Learnings
Der Turnaround der Unternehmensgruppe zeigt eindrucksvoll die Effektivität meiner 5-Phasen-Methodik. Durch seine strukturierte Herangehensweise und die Implementierung gezielter Maßnahmen konnte das Unternehmen innerhalb von 16 Monaten von einer existenzbedrohenden Situation zu einer wettbewerbsfähigen und zukunftsorientierten Organisation transformiert werden.
Durch umfassende Optimierungen gelang es der Organisation, ihre Wettbewerbsfähigkeit erheblich zu steigern. Dies wurde möglich, indem Effizienzsteigerungen und Prozessoptimierungen durchgeführt wurden, die es dem Unternehmen ermöglichten, flexibler auf Marktanforderungen zu reagieren. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Einführung eines effektiven Planungs- und Kontrollsystems, das eine proaktive Ergebnissteuerung und frühzeitige Risikoerkennung ermöglichte. Diese Maßnahmen trugen zur Stabilisierung des operativen Geschäfts bei.
Ein zentraler Aspekt war die Optimierung der Personalstruktur. Durch gezielte Nachwuchsgewinnung und Mitarbeiterbindung konnte die Überalterung der Belegschaft erfolgreich adressiert werden, was die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber erheblich steigerte. Darüber hinaus führte die Optimierung des Fuhrparks und die Anpassung der Personalstruktur zu einer verbesserten Kosteneffizienz, was die Ressourcennutzung effizienter gestaltete.
Die Stärkung der Führungskompetenzen war ebenfalls ein entscheidender Faktor. Durch klare Führungslinien und die Einbindung der Gesellschafter wurde eine effektivere Unternehmensführung etabliert. Diese Neuausrichtung und Integration der Gesellschafterinteressen eröffneten neue Marktchancen und schufen die Basis für nachhaltiges Wachstum. Insgesamt ermöglichten diese Maßnahmen der Organisation, langfristig erfolgreich zu sein und sich in einem dynamischen Marktumfeld zu behaupten.
Klaus-Peter Stöppler
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