Automotive-Zulieferer: Sanierung eines Produktionswerks

Branche: Fahrzeugbau (Automotive-Supplier für Innenraum- und Dämmkomponenten)

Linienfunktion: Produktion/Technik (Werkleiter)

Thema: Restrukturierung, Personalabbau, Interessenausgleich, Produktions-Verlagerung, Lean, KPI

Umsatz: 30 Mio. Euro

Mitarbeiter: 150

Ausgangssituation: Negatives Betriebsergebnis (-10% EBITDA) durch rückläufige Umsätze und wegen nicht durchgeführter Anpassungen, hohe Personalkosten; veraltete Anlagentechnik, unattraktives Erscheinungsbild von Hallen und Sozialräumen, keine Verpflegungsmöglichkeit für die Mitarbeiter, hohes Durchschnittsalter in der Belegschaft.

Aufgabe: Erarbeiten und Umsetzen eines Masterplans zur Erreichung des Turnarounds und der dauerhaften Standortsanierung. Alternativ: Schließung des Produktionsstandorts.

Lösung:

Phase 1: Erarbeitung des Konzepts: Auswertung Produkt-Deckungsbeiträge und Erstellung eines 10-Punkte Sanierungsplans mit Verlagerungen unwirtschaftlicher Produkte aufgrund von Logistik- und Herstellkosten nach Osteuropa (Polen, Tschechien), Outsourcing von Dienstleistungen (Logistik und Instandhaltung), Einsparungen durch Automatisierung, Einsparungsoptionen durch Sach-, Struktur- und Beschaffungskosten. Erstellung des Restrukturierungsbudgets und Simulation der erwarteten Ergebnisse, Klärung der Rechtsgrundlagen für den Personalabbau; Bewertung der Optionen für Investitionen zur Fertigung eines neuen Kundenauftrags. Erstellung eines neuen, verkleinerten Layouts. Vorlage der Pläne zum Geschäftsführungsbeschlusses und Präsentation bei den Gesellschaftern (PE).

Phase 2: Durchführung der Verhandlungen zum Interessenausgleich mit dem Betriebsrat/IGBCE und schließlich Abschluss eines Sozialplans. Verhandlung der Serviceverträge für Outsourcing, Finalisierung der Beschaffung von Automatisierungstechnik. Durchführung der Kundengespräche für die Verlagerungen und Bemusterungen, Aufbau erhöhter Transfer-Lagerbestände. Erarbeitung von Detail-Ablaufplänen der Einzelmaßnahmen mit allen Stakeholdern und Verantwortlichen.

Phase 3: Kommunikation der Ergebnisse mit der Belegschaft, Durchführung der Massenentlassung sowie Gründung einer Transfergesellschaft. Die Kündigungen in Altersgruppen erfolgten so, dass der Alters-Durchschnitt danach niedriger war und alle Leistungsträger erhalten blieben. Diverse Fälle wurden vor dem Landesarbeitsgericht ausgetragen und gewonnen. Beginn der Verlagerung div. Werkzeuge und Prozesstechnik nach Polen, Demontage und Verlagerung einer Produktionslinie nach Tschechien und die dazugehörige Räumung und Rückgabe einer Halle. Installationen der Automatisierungstechnik bei den verbleibenden Linien, Abschluss von Outsourcingverträgen für Logistik und Instandhaltung. 

Wiederbelebung/Neuaufbau des Produktionssystems auf dem Shop Floor in der Rolle als LEAN Champion, Einführung von KPIs, Durchführung Kaizen Workshops und Standardisierung nach Best Practice, werksübergreifend mit internationalen Standorten (US, UK, Polen, Tschechien). Es erfolgte eine einfache Sanierung diverser Gebäudeteile, die Renovierung der Sozialräume und der Aufbau einer kleinen Werkskantine. Die Anlagentechnik für ein renommiertes Neuprojekt wurde installiert und die 0-Serienproduktion für ein Mercedes-Projekt startete erfolgreich.

Ergebnis: Der Abbau von 40% der Arbeitsplätze und die Verlagerung unwirtschaftlicher Produkte führten zum erfolgreichen Turnaround mit einem erstmals positiven EBITDA (+4%) trotz Wirtschaftskrise. Die Produktivität wurde im Schnitt um 10% gesteigert. Das Arbeitsklima und Mitarbeiterzufriedenheit wurde durch Aufwertung der Facilities und sichtbare Investitionen verbessert. Die Kundenzertifizierung sowie die TS16949 wurden erfolgreich abgeschlossen. Ich persönlich bin stolz auf das Erreichte und auf die Standing Ovations der Belegschaft, die ich bei meinem Abschied erhalten habe.

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