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China: Wir kämpfen bis zum bitteren Ende!

Letzte Woche wurde ich als Asien-Experte und seit mehr als 15 Jahren Interim Manager vor Ort in China gefragt: „Wie reagiert China auf das Ultimatum von Trump?". – "Was meint die chinesische Regierung mit „wir kämpfen bis zum bitteren Ende"?

Am Anfang dachte ich, das kommt sicherlich von der Bildzeitung, da es doch in China keinen Grund zum Kämpfen gibt. Wie jetzt die Situation nach den Zolltariferhöhungen ist, wurde schon lange vorher in die Politik der klugen Länder und auch in vielen klugen Industriebetrieben in ihren Strategien integriert. Deshalb will ich nun eine umfassendere fundierte Antwort geben, als nur die Situation herunterzuspielen:

Die Aussage der chinesischen Regierung, dass sie "Bis zum bitteren Ende kämpfen" werde, spiegelt eine starke und entschlossene Haltung in der diplomatischen und geopolitischen Arena wider. Diese Art von Rhetorik wird oft verwendet, um Entschlossenheit und die Bereitschaft, erhebliche Anstrengungen zu unternehmen, um nationale Interessen zu verteidigen, zu signalisieren. In einem geopolitischen Kontext, insbesondere im Umgang mit einem Ultimatum, wie es von Trump gestellt wurde, kann diese Aussage mehrere Aspekte beleuchten:

(1) Nationale Souveränität und Prestige: China legt großen Wert auf seine Souveränität und sein globales Prestige. Die Bereitschaft, "bis zum bitteren Ende zu kämpfen", signalisiert, dass China bereit ist, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um seine nationale Souveränität gegen Bedrohungen oder wahrgenommene Ungerechtigkeiten zu verteidigen. Dies ist besonders wichtig in Verhandlungen oder Konflikten, die die territoriale Integrität oder die Autonomie Chinas betreffen könnten.

(2) Innenpolitische Stabilität: Solche Aussagen sind oft auch an das heimische Publikum gerichtet. Eine starke Rhetorik kann dazu dienen, die nationale Einheit zu stärken und die Bevölkerung zu mobilisieren, insbesondere in Zeiten internationaler Spannungen. Sie unterstreichen, dass die Regierung die Interessen des Landes fest im Blick hat und kompromisslos für diese eintritt.

(3) Strategische Geduld und Langfristigkeit: Chinas politische Strategie ist oft durch Langfristigkeit gekennzeichnet. Die Entschlossenheit, langfristig Widerstand zu leisten, zeigt, dass China bereit ist, geopolitischen Druck über längere Zeiträume hinweg auszuhalten, um schließlich seine strategischen Ziele zu erreichen. Diese Geduld kann sowohl auf wirtschaftliche als auch auf militärische oder diplomatische Herausforderungen angewandt werden.

(4) Signal an internationale Akteure: Eine solche Rhetorik ist nicht nur eine Antwort auf die USA, sondern auch ein Signal an andere internationale Akteure. China demonstriert damit, dass es ein ernstzunehmender Akteur auf der weltpolitischen Bühne ist und dass es nicht bereit ist, sich durch Drohungen oder Druckmittel ohne weiteres beeinträchtigen zu lassen.

(5) Verhandlungsstrategie: In Verhandlungen kann eine harte rhetorische Linie auch eine Verhandlungstaktik darstellen. Indem China klare Grenzen aufzeigt, verfestigt es seine Verhandlungsposition und kann versuchen, die Gegenpartei dazu zu bewegen, Zugeständnisse zu machen, sei es aus wirtschaftlicher, politischer oder diplomatischer Sicht.

Insgesamt verdeutlicht die Aussage Chinas die komplementäre Strategie aus Entschlossenheit und Flexibilität. Während die rhetorische Härte Bestandteile der Machtdemonstration und Verhandlungsstrategie darstellt, bleibt im Hintergrund oft Raum für diplomatische Lösungen und Kompromisse, wenn dies im Einklang mit den strategischen Zielen stehen. Diese komplexe Balance ist charakteristisch für Chinas Ansatz in der internationalen Diplomatie.

Wie ist die aktuelle Situation und Stimmung in der chinesischen Wirtschaft nach den Trump-Zollerhöhungen?

Die chinesische Wirtschaft steht seit den Zollerhöhungen der Trump-Administration vor erheblichen Herausforderungen. Die Handelskonflikte zwischen den USA und China haben nicht nur die globalen Märkte erschüttert, sondern auch die wirtschaftliche Stimmung in China getrübt. Nachfolgend beleuchte ich die aktuelle Situation, die Reaktionen der chinesischen Regierung und Unternehmen sowie die langfristigen Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft.

Zuerst die Auswirkungen der Zollerhöhungen auf die chinesische Wirtschaft.

Die Zollerhöhungen der USA auf chinesische Waren haben direkte und indirekte Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft.

  1. Exportrückgang: China ist stark exportorientiert, und die USA sind einer der größten Abnehmer chinesischer Produkte. Die Zollerhöhungen haben die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Waren auf dem US-Markt geschwächt, was zu einem Rückgang der Exporte geführt hat. Branchen wie Elektronik, Maschinenbau und Textilien sind besonders betroffen.
  2. Unternehmensunsicherheit: Viele chinesische Unternehmen, die stark vom US-Markt abhängig sind, stehen vor Unsicherheiten. Die Zölle erhöhen die Produktionskosten und schmälern die Gewinnmargen. Einige Unternehmen haben begonnen, ihre Lieferketten zu diversifizieren oder Produktionsstandorte in andere Länder zu verlegen, um die Zollbelastungen zu umgehen.
  3. Investitionszurückhaltung: Die Handelskonflikte haben auch das Investitionsklima in China beeinträchtigt. Ausländische Investoren sind vorsichtiger geworden, und einige haben ihre Investitionen in China zurückgefahren. Gleichzeitig sind auch chinesische Unternehmen zurückhaltender bei Investitionen im Ausland, insbesondere in den USA.

Die Reaktion der chinesischen Regierung

Die chinesische Regierung hat auf die Zollerhöhungen mit einer Reihe von Maßnahmen reagiert, um die Wirtschaft zu stabilisieren und die negativen Auswirkungen abzufedern.

  1. Gegenmaßnahmen: China hat seinerseits Zölle auf US-Importe erhöht, insbesondere auf Agrarprodukte wie Sojabohnen und Fleisch. Dies hat die US-Landwirtschaft getroffen und den Druck auf die US-Regierung erhöht, eine Einigung zu erzielen.
  2. Wirtschaftliche Stimulierung: Um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, hat die chinesische Regierung verschiedene Konjunkturprogramme aufgelegt. Dazu gehören Steuersenkungen, Subventionen für Unternehmen und Investitionen in Infrastrukturprojekte. Die Zentralbank hat zudem die Geldpolitik gelockert, um die Liquidität im Finanzsystem zu erhöhen.
  3. Förderung der Binnennachfrage: China setzt verstärkt auf die Stärkung der Binnennachfrage, um die Abhängigkeit von Exporten zu verringern. Initiativen zur Förderung des Konsums, wie die Senkung der Mehrwertsteuer und die Unterstützung des Einzelhandels, sollen das Wirtschaftswachstum stützen.
  4. Technologische Unabhängigkeit: Die Handelskonflikte haben China dazu veranlasst, seine Abhängigkeit von ausländischer Technologie zu reduzieren. Die Regierung investiert massiv in die Entwicklung eigener Technologien, insbesondere in Bereichen wie Halbleitern, 5G und künstlicher Intelligenz.

Die Stimmung in der chinesischen Wirtschaft

Die Stimmung in der chinesischen Wirtschaft ist gemischt. Während die Regierung optimistisch bleibt und betont, dass China die Herausforderungen meistern wird, sind viele Unternehmen und Verbraucher verunsichert.

  1. Unternehmen: Viele Unternehmen stehen unter Druck, insbesondere kleine und mittelständische Betriebe, die weniger Ressourcen haben, um sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Einige Unternehmen haben jedoch die Gelegenheit genutzt, neue Märkte zu erschließen oder ihre Produktion zu modernisieren.
  2. Verbraucher: Die Verbraucherstimmung ist ebenfalls gedämpft.

Weshalb ist nach den Tariferhöhungen von Trump die Verbraucherstimmung gedämpft?

Hier sind einige der zentralen Gründe dafür:

Höhere Preise: Zölle auf importierte Waren führen in der Regel zu höheren Preisen für Verbraucherprodukte. Wenn Unternehmen mit zusätzlichen Kosten durch Zölle konfrontiert sind, geben sie diese oft an die Verbraucher weiter, was zu einem Anstieg der Preise für Alltagprodukte führen kann. Dies beeinträchtigt die Kaufkraft der Verbraucher und kann die allgemeine Stimmung trüben.

(1) Unsicherheit auf dem Markt: Die Einführung von Tarifen kann Unsicherheit auf dem Wirtschafts- und Arbeitsmarkt schaffen. Verbraucher könnten wegen der Unsicherheiten bezüglich künftiger Preiserhöhungen oder möglicher Auswirkungen auf ihre Arbeitsplätze vorsichtiger mit ihren Ausgaben werden.

(2) Einkaufsverhalten: Mit steigenden Preisen kann sich das Einkaufsverhalten verändern. Verbraucher könnten weniger geneigt sein, große Anschaffungen zu tätigen, und stattdessen eher zu sparen oder weniger zu konsumieren. Diese Verhaltensänderung spiegelt sich oft in einem Rückgang der Verbraucherstimmung wider.

(3) Negative Berichterstattung und öffentliche Wahrnehmung: Eine Fülle negativer Berichterstattung und Diskussionen über Handelskonflikte und deren potenzielle Auswirkungen kann ebenfalls zu einer gedämpften Verbraucherstimmung beitragen. Wenn Konsumenten ständig mit negativen Nachrichten konfrontiert werden, kann dies ihr Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität beeinträchtigen.

(4) Wirtschaftliche Ausstrahlungseffekte: Zunehmende Handelskonflikte können Unternehmen belasten, die auf globale Lieferketten angewiesen sind. Dies kann zu Gewinnrückgängen oder sogar Arbeitsplatzverlusten führen, was wiederum die Verbraucher negativ beeinflussen und deren Vertrauen schwächen könnte.

Insgesamt kann gesagt werden, dass Tariferhöhungen in global vernetzten Wirtschaften weitreichende Folgen haben, die über direkte Preisanstiege hinausgehen. Die kumulative Wirkung von Preissteigerungen, wirtschaftlicher Unsicherheit und negativen Berichterstattungen trägt erheblich zur gedämpften Stimmung der Verbraucher bei.

Wenn USA die Zölle hochtreiben, braucht China die USA überhaupt noch? Kann China ihre Produkte nicht woanders verkaufen, wie beispielsweise in die BRICS Länder?

Während China theoretisch seine Märkte diversifizieren und den Handel mit anderen Ländern, einschließlich der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika), ausweiten kann, gibt es mehrere Faktoren, die die Frage der Substitution der US-Märkte komplizieren:

  1. Marktgröße und Kaufkraft: Die USA sind einer der größten Konsummärkte der Welt mit hoher Kaufkraft. Der Zugang zu einem derart lukrativen und konsumfreudigen Markt ist für viele chinesische Exporteure entscheidend. Zwar haben die BRICS-Staaten zusammen genommen eine beträchtliche Bevölkerungszahl, allerdings variiert die individuelle Kaufkraft erheblich, was die USA weiterhin als einen zentralen Markt attraktiv macht.
  2. Infrastruktur und Handelsbeziehungen: Die Handelsbeziehungen und die logistischen Infrastrukturen zwischen China und den USA sind gut etabliert. Diese Netzwerke neu zu strukturieren, um andere Länder als primäre Märkte zu bedienen, wäre eine komplexe und zeitaufwändige Aufgabe. Hinzu kommt, dass Handelsbeziehungen zu den USA über Jahrzehnte gewachsen sind und sich nicht einfach auf andere Länder übertragen lassen.
  3. Produktspezifische Märkte: Viele chinesische Unternehmen haben spezifische Abnehmer in den USA, die schwer zu ersetzen sind. Produkte, die in die USA exportiert werden, sind oft auf die Ansprüche des US-Marktes und dessen Regulierungen abgestimmt. Auf andere Märkte umzuschwenken, würde Anpassungen erfordern, die Zeit und Ressourcen kosten.
  4. Konkurrenz und Markterschließung: In Ländern wie Indien oder Brasilien gibt es bereits etablierte lokale Hersteller, die teilweise mit staatlicher Unterstützung tätig sind. Dies erschwert den Markteintritt für chinesische Produkte, die im Wettbewerb stehen.
  5. Geopolitische Faktoren: Wirtschaftliche und politische Beziehungen spielen eine wesentliche Rolle. Handelsabkommen und bilaterale Beziehungen beeinflussen, wie leicht China neue Märkte erschließen kann. Der gegenwärtige geopolitische Kontext kann den Handel mit einigen Regionen sowohl erleichtern als auch erschweren.

Allerdings ist es auch wahr, dass China in den letzten Jahren aktiv daran gearbeitet hat, seine Wirtschaft stärker in andere Teile der Welt zu integrieren, unter anderem durch Initiativen wie die Belt and Road Initiative. Diese Bemühungen zielen darauf ab, neue Märkte zu erschließen und wirtschaftliche Abhängigkeiten zu diversifizieren.

Zusammenfassung

Zusammenfassend ist es zwar möglich für China, alternative Märkte zu erschließen, aber die wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA sind besonders aufgrund der Marktgröße und Kaufkraft von großer Bedeutung, weshalb ein kompletter Verzicht auf den US-Markt herausfordernd bliebe.

Die 5.000-jährige Geschichte Chinas ist nicht nur ein faszinierendes Erbe, sondern auch ein beeindruckendes Zeugnis für die Resilienz und Anpassungsfähigkeit dieser Nation. China wird auch in den kommenden 5.000 Jahren bestehen, unabhängig von den Dynamiken, die die USA mit ihrer Zollpolitik vorgeben.

Die langfristigen Strategien der chinesischen Regierung sind häufig lange im Voraus geplant und werden systematisch umgesetzt. Für Entscheidungsträger im Westen und in Asien, die es versäumt haben, diese tiefgründigen Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen und sich entsprechend darauf einzustellen, gibt es keine Entschuldigung – sie müssen sich den Konsequenzen ihrer Ignoranz stellen.

Die chinesische Wirtschaft gleicht einem riesigen Ozeanriesen: enorm und mächtig, aber nicht ohne Herausforderungen beim Kurswechsel. Wenn sich die geopolitischen Umstände ändern, wird es für diesen Giganten nicht einfach sein, seine Richtung zu ändern – die Dimensionen der Anpassung erfordern Zeit und Planung.

Trump und die CIA mögen in ihren Strategien vorhersehbar erscheinen, doch die langfristigen Pläne Chinas sind durchaus strategisch ausgeklügelt. Seit den Tagen des Sunzi hat China eine bemerkenswerte Expertise in Kriegsführung entwickelt, was bedeutet, dass sie im Umgang mit internationalen Spannungen und Handelskonflikten äußerst geschickt sind. Mit kluger Strategie und einem tiefen Verständnis für die Spielzüge geopolitischer Machtverhältnisse steuert China die Geschicke, während andere Länder möglicherweise den Kurs nicht sofort erkennen.

Insgesamt zeigt sich, dass die US-Zollpolitik nicht nur kurzfristige Effekte hat, sondern in ein viel größeres, langwieriges Spiel eingebettet ist, in dem China gut positioniert ist, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Karlheinz Zuerl
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Samstag, 19. April 2025

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