UNITEDINTERIM Blog
Case-Studies und Blogbeiträge von professionellen Interim Managern und Interim Managerinnen
Auswahl eines Interim Managers: Erfolgskriterium Branchenwissen
Wir alle sind von dem Wunsch geprägt immer das 100% Richtige zu tun. Und was liegt da näher, als eben auch einen 100% Match bei der Auswahl des Interim Managers anzustreben. Leider führt aber genau dieser Ansatz häufig nicht zum Erfolg bei der Auswahl von Führungskräften. Denn das Leben einer Führungskraft ist vor allem auch durch Unvorhergesehenes geprägt.
Meine Erfahrung in den letzten 20 Jahren im Interim Management in der ersten Führungsebene ist, dass am Beginn eines Mandates eine Aufgabenstellung steht, die sich im Laufe des Projektes sehr stark wandelt. Und damit natürlich auch das Anforderungsprofil an den Interimmanager. Das vorgeblich gesunde Unternehmen, das etwas frischen Wind braucht, ist bei Lichte besehen ein Sanierungsfall.
Der Mittelständler, der sein Unternehmen schon wegen der Mitarbeiter nie verkaufen will, findet plötzlich Gefallen daran, sein Unternehmen meistbietend zu veräußern. Schlechte Aufträge oder schwere Unfälle erfordern von einer auf die andere Minute einen Krisenmanager mit juristisch technischem Sachverstand: All dies war dem Auftraggeber bei der Suche nicht bewusst.
Nach diesen Erfahrungen scheint mir die Suche der Mandanten häufig zu eingeschränkt zu sein. Viel mehr kommt es auf die charakterlichen Fähigkeiten, die Führungskompetenz und die Erfahrung einer Führungskraft an und nicht so sehr auf detailliertes Branchenwissen. Es mag helfen, versperrt aber allzu oft die Sicht. Fachwissen gibt es im Unternehmen! Es gilt die Mannschaft anzuleiten und mit neuen Ideen von außen zu verbinden.
Das jedoch erfordert vor allem einen guten Manger und weniger den Fachmann mit 20 Jahren nachgewiesener Erfahrung aus der Branche. Denn der greift gerne auf Altbewährtes zurück, sonst wäre er eben nicht immer in genau dieser Branche, womöglich in derselben Position, verblieben. Und noch ein Gedanke sollte den Auftraggeber umtreiben. Eine zentrale Aufgabe des Interim Managers ist es, sich selbst überflüssig zu machen, indem er Strukturen schafft, die seine Arbeit ohne ihn fortführen können. Ein Antrieb, den langjährige Linienmanager eher selten verspüren.
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13465 Berlin
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Meine Erfahrung in den letzten 20 Jahren im Interim Management in der ersten Führungsebene ist, dass am Beginn eines Mandates eine Aufgabenstellung steht, die sich im Laufe des Projektes sehr stark wandelt. Und damit natürlich auch das Anforderungsprofil an den Interimmanager. Das vorgeblich gesunde Unternehmen, das etwas frischen Wind braucht, ist bei Lichte besehen ein Sanierungsfall.
Der Mittelständler, der sein Unternehmen schon wegen der Mitarbeiter nie verkaufen will, findet plötzlich Gefallen daran, sein Unternehmen meistbietend zu veräußern. Schlechte Aufträge oder schwere Unfälle erfordern von einer auf die andere Minute einen Krisenmanager mit juristisch technischem Sachverstand: All dies war dem Auftraggeber bei der Suche nicht bewusst.
Nach diesen Erfahrungen scheint mir die Suche der Mandanten häufig zu eingeschränkt zu sein. Viel mehr kommt es auf die charakterlichen Fähigkeiten, die Führungskompetenz und die Erfahrung einer Führungskraft an und nicht so sehr auf detailliertes Branchenwissen. Es mag helfen, versperrt aber allzu oft die Sicht. Fachwissen gibt es im Unternehmen! Es gilt die Mannschaft anzuleiten und mit neuen Ideen von außen zu verbinden.
Das jedoch erfordert vor allem einen guten Manger und weniger den Fachmann mit 20 Jahren nachgewiesener Erfahrung aus der Branche. Denn der greift gerne auf Altbewährtes zurück, sonst wäre er eben nicht immer in genau dieser Branche, womöglich in derselben Position, verblieben. Und noch ein Gedanke sollte den Auftraggeber umtreiben. Eine zentrale Aufgabe des Interim Managers ist es, sich selbst überflüssig zu machen, indem er Strukturen schafft, die seine Arbeit ohne ihn fortführen können. Ein Antrieb, den langjährige Linienmanager eher selten verspüren.
Christian Lotze
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Kommentare 9
Nach meinem Dafürhalten muss man die einzelnen Disziplinen und Einsatzbereiche der Interim Manager differenziert betrachten. Eine generelle Aussage, ob Brachenkenntnisse und Fachwissen für Interim Manager unbedingt notwendig sind, sollte und kann nicht getroffen werden.
So mögen die Branchenkenntnisse beispielsweise im Vertrieb oder Einkauf unerlässlich sein, da man die Spielregeln und Gepflogenheiten der Branche kennen muss, um sich in Verhandlungen mit Geschäftspartnern behaupten zu können. Jedoch gibt es Disziplinen, die weitgehend brachenunabhängig sind.
Als Interim Manager Treasury & Corporate Finance werde ich immer wieder für branchenübergreifend ähnliche Projektziele wie z.B. Liquiditätsoptimierung, Cash Management, Verhandlung von Finanzierungen, Währungs- und Zinsrisikomanagement etc. beauftragt.
Es ist zunächst wichtig, sehr schnell das Geschäftsmodell meines Kunden und seine Cashflows zu verstehen. Es gilt dann, die Ziele vor dem Hintergrund des kundenspezifischen Geschäftsmodells, individueller Rahmenbedingungen sowie unter Einsatz eines aktuellen und fundierten Fachwissens zu erreichen. Hierbei ist es eher nützlich, bereits vorher in verschiedenen Branchen und Unternehmensphasen Erfahrungen gesammelt und möglichst viele Lösungsansätze kennengelernt zu haben. Ein breites Spektrum an Branchenerfahrung bedeutet hier eindeutig Mehrwert für den Kunden.
Ebenso ist es zwingend erforderlich, das eigene Fachwissen aktuell zu halten und zu erweitern, da das Expertenwissen oftmals eben nicht beim Kunden vorhanden ist und dieser gerade deshalb auf die Unterstützung eines Interim Managers zurückgreift.
Ganz ohne Brachenkenntnisse geht es jedoch auch in meinem Job nicht. Jedoch profitiere ich weniger von Kenntnissen über die Branche meiner Kunden als vielmehr über die Branche meiner wichtigsten externen Ansprech- und Verhandlungspartner: Banken und andere Finanzdienstleister.
Kurzum: Für mein Marktsegment kann ich sagen, dass einer breiten Branchenerfahrung gegenüber einer Branchenspezialisierung des Interim Managers aus Kundensicht eher der Vorzug zu geben ist. Und ohne solides Fachwissen geht nichts.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass auch Provider und Personalabteilungen bei der Auswahl eines Interim Managers häufiger eine differenzierte Betrachtungweise (Sind tatsächlich Branchenkenntnisse für das Projekt notwendig?) zugrundelegen.
„Wer nur einen Hammer als Werkzeug kennt,
hält jedes Problem für einen Nagel.“ (Abraham Maslow)
Die Mehrheit der Branchen und Unternehmen
– gerade im deutschsprachigen Raum -
ist viel zu verschlossen
und betreibt Inzucht.
Dies ist nicht nur national,
sondern vor allem global ein großer Wettbewerbsnachteil bei der wichtigen und dringenden Suche nach Innovationen.
In den letzten Jahrzehnten sind zu viele große und gewinnbringende Ideen aus Asien und den USA gekommen.
Wer mit bestehender Methodik und Personal nicht weiterkommt,
muss sich öffnen
und alle Kreativität fördernden Mechanismen nutzen.
Und dazu gehören unter anderem die Querdenker, Branchenfremden und Außenseiter,
die Vieles aus einem anderen Blickwinkel hinterfragen.
Jetzige Probleme werden eben nicht mit gestrigen Ansätzen gelöst.
Durch die sind sie ja häufig entstanden!
Die analogen Erfinder (Watt, Edison, Stephenson, Ford, Rockefeller)
und digitalen Visionäre (Amazon, Apple, Facebook, Google)
sowie Entdecker wie Columbus wussten
„Man entdeckt keine neuen Erdteile ohne den Mut zu haben,
alte Küsten aus den Augen zu verlieren.“ (Andre Gide)
Externe und unabhängige Experten mit Hubschrauberblick
und jahrzehntelangen Einblicken in Dutzende Branchen und beste Vorgehensweisen können helfen
und fundamentalen Wandel bewirken.
Gerade im Zeitalter der Digitalisierung ist dies besonders nötig.
Die weltweite Wirtschaftsgeschichte samt Tausenden von Fällen
und der aktuelle "Diesel-Skandal" liefern eine Hauptlektion:
Revolutionäre und disruptive Lösungen werden und müssen in der Regel von Aussen ins Rollen gebracht werden.
Vor allem die angestellten Manager,
aber auch die Branchenspezialisten kochen dabei zu sehr im eigenen Brei.
Woran das liegt?
Nun, die Gründe sind uralt und Binsenweisheiten (die ja meist trotzdem nicht befolgt werden....):
Die Menschen (inklusive Autor) sind grundsätzlich träge und lieben das Bekannte und Gewohnte.
Man hört nur die Fragen,
auf welche man imstande ist,
eine Antwort zu finden.
Oder, um noch einmal den schlauen Maslow zu zitieren
„Wenn Dein einziges Werkzeug ein Hammer ist,
dann beginnst Du alles unter dem Gesichtspunkt von Nägeln zu sehen.“
Die Branchengewächse haben es sich häufig bequem gemacht.
Sie ruhen sich regelmäßig
- insbesondere in prosperierenden (Vorzeige Konzern-) Umgebungen -
auf den Lorbeeren Ihres Spezialistendaseins aus.
Impulse aus fremden Welten kommen in ihrer "Blase" nicht durch
und werden mangels Leidensdruck und Mut auch nicht gesucht.
Einer meiner Klienten in Japan verglich sie mit Fröschen:
„Der Frosch im Brunnen weiß nichts vom großen Ozean.“
Wer schon viele Jahre erfolgreich als Experte selbständig ist,
wurde zwangsläufig
oder hat sich selbst ständig daran trainiert,
flexibel zu sein.
Wer das nicht kann und will, wird aussortiert.
Das tägliche "What's next?" ist eine exzellente tägliche Fortbildung
und für mich - trotz aller Anstrengungen - ein Quell der Freude.
Ohne diese Kernkompetenzen der Flexibilität und Neugierde
wäre es mir als Marketing Experte mit 25 Jahren Knowhow und vielen, vielen Brancheeinsichten
nicht möglich gewesen,
als Unternehmer zu überleben
und die Stimme des Endkunden advokativ zu übernehmen
und für Neues zu sorgen.
Der sehr weite Blick über den Tellerrand
bzw. exemplarisch eine Vita von 109 Mandaten, 29 Branchen und 38 Klienten
automatisiert kreative, innovative Ideen.
Fazit:
Wer als Mandant eine schonungslose und innovative Sicht auf seinen Fall benötigt,
braucht die Rundumperspektive
eines Funktionsexperten
UND "Branchenhelikopters" mit mehr als nur EINEM HAMMER.
Hallo Herr Lotze,
hier kann ich leider nicht in allen Punkten zustimmen.
In meinen Branchen (internationale Marken in Textil, Sport & Schmuck) und meinem Hauptbereich (Marken- und Unternehmensstrategie) wird vom Kunden sogar erwartet, dass ich die Branche und damit auch die Marke und die Markt-Wettbewerber genau "einordnen" kann.
Man erwartet keine lange Einarbeitung, wie wir es von den großen Unternehmensberatungen kennen (Learning im Mandat), sondern man erwartet, dass ich in wenigen Tagen erkannt habe, wo das Problem liegt und wie ich (aus "best practise") Lösungen erarbeiten.
Bei allen anderen Punkten stimme ich Ihnen zu :-)
Beste Grüße
Johannes T. Rathmer
Hallo Herr Lotze,
auch ich stimme Ihnen zu. Ich hatte das Glück, mir in bisher 2 Mandaten 2 neue Branchen erschliessen zu dürfen. Speziell bei Automotive Tier 1 ist das nicht leicht. Möglich war dies, weil es um technischen Einkauf ging und ich dafür jede Menge Erfahrung aus anderen Branchen mitbringen konnte. Und richtig, für die Fachkenntnisse und die branchenüblichen Spielregeln bis hin zur eigenen "Sprachkultur" braucht man natürlich das Wissen der vorhandenen Mitarbeiter. Eine gute Zusammenarbeit und gegenseitige Akzeptanz muss man dann hinbekommen. Schafft man das, ist eine stabile Basis für ein erfolgreiches Mandat gelegt.
Veränderungen im Mandat: Neben den unvorhergesehenen Ereignissen während der Laufzeit des Mandats habe ich auch selbst die Mandate verändert. Da oft Probleme Ihre eigentliche Ursache woanders haben als vorher angenommen. Oder andere Themen wichtiger waren und schnelle Erfolge versprachen. Diese Themen sind branchenunabhängig.
Hallo Herr Lotze,
auch ich kann Ihnen zu 100 % aus eigener Erfahrung zustimmen. Der letzte Absatz Ihres Blockbeitrages sollte jeder mögliche Auftraggeber zur Kenntnis nehmen.
Hallo Herr Kehl,
dann sollten wir versuchen, dieses Wissen da hin zu tragen, wo unsere Auftraggeber ihre Informationen herbekommen. Ich hab es mal versucht: https://www.xing.com/communities/posts/der-beste-kandidat-1013695783
Mit besten Grüßen
Horst Neyer
Hallo Herr Neyer,
guter Ansatz bei dieser Mitgliederzahl.
Hallo Herr Lotze,
Ihren Beitrag finde ich gut. In der Tat ist es erstaunlich, wie häufig sich die Inhalte der Mandate über die Laufzeit ändern. Dies erfordert Erfahrungen im Umgang mit derartigen Situationen und Unternehmensphasen. Zudem unterschätzen manche Unternehmen, dass sie auch von anderen Branchen lernen können. Zudem wird ein branchenfremder Interim Manager, welcher über entsprechende Methodenkompetenz verfügt, andere Fragen stellen. Dies kann häufig zu Aha-Effekten führen, die das Unternehmen deutlich nach vorne bringen.
Viele Grüße
Thorsten Grobler
Verehrter Kollege Lotze, Sie schreiben mir so was von aus der Seele. Genau so ist es in der Praxis!