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Case-Studies und Blogbeiträge von professionellen Interim Managern und Interim Managerinnen

Der LEAN-Gedanke im Management

Peter Lüthi - Spezialist für Lean Management

Der LEAN-Gedanke gehört in vielen Bereichen von erfolgreichen Unternehmen zum Standard, insbesondere in der verarbeitenden Industrie im Umfeld von Produktion und Logistik. Nebst der Digitalisierung ist dies immer noch einer der wichtigsten Faktoren im Kampf gegen hohe Kosten. Aber auch in der Verwaltung gibt es immer mehr Ansätze um Verschwendung und Blindleistung zu vermeiden und um Kosten zu reduzieren, eben um «LEAN» zu sein.

Wie steht es aber mit der Implementierung des LEAN-Gedankens im Management? Jeder Manager sollte sich mit diesem Thema befassen, ganz besonders aber auch der Interim-Manager, weil er in viel kürzerer Zeit Resultate und Erfolge generieren muss.

Vertrauen ist das LEAN-Element im Management

Aus meinen nun über 40 Jahren Führungserfahrung, aus Militär, Beruf und als Chordirigent auch im privaten Umfeld, hat sich eine grosse Überzeugung herausgebildet. VERTRAUEN ist das wichtigste LEAN-Element im Management.

Ohne Vertrauen ist wirksame Führung praktisch unmöglich. Ich erinnere mich an eine Situation, wo zwischen mir als Chef und einem Mitarbeiter das gegenseitige Vertrauen praktisch nicht mehr vorhanden war. Für die Vereinbarung von Zielsetzungen musste ich mit viel Aufwand praktisch ein Service Level Agreement erstellen. Aber auch dann noch war mein Mitarbeiter wie ein Fisch im Wasser, den man mit den Händen nicht ergreifen kann.

Im Vergleich dazu hatte ich einen langjährigen Mitarbeiter, mit dem das gegenseitige Vertrauen sehr hoch war. Die einzelnen Zielsetzungen bestanden meistens nur aus einem Satz und am Ende wussten wir beide, ohne grosse Worte, ob ein bestimmtes Ziel erfüllt, teilweise erfüllt oder gar nicht erfüllt wurde. Dank eines grossen gegenseitigen Vertrauens konnten wir die Führungsarbeit sehr «LEAN» gestalten. Er wusste ganz genau, was ich von ihm und seinem Team erwartete und ich konnte mich auf seine Aussagen zu 100% verlassen. Andererseits wusste er immer, woran er bei mir war – und dass ich meine Versprechen hielt.

Diese beiden Beispiele zeigten auf, was ich unter dem LEAN-Gedanken im Management verstehe. Bereits ab zwei Personen in einer Unternehmung oder einer Organisation braucht es Absprachen, Abstimmung, Vereinbarungen und Anweisungen – eben Führung und Management, um schlussendlich Resultate zu erzielen. Und je mehr Mitarbeitende es braucht, desto grösser ist die Komplexität der Führungsarbeit und desto grösser ist natürlich auch der Effekt vom LEAN-Gedanken im Management, eben vom gegenseitigen Vertrauen.

Wie kann Vertrauen «erarbeitet» werden?

Die entscheidende Frage stellt sich nun, wie man Vertrauen erreicht oder besser gesagt, erarbeitet. Auch wenn es nie möglich sein wird, mit allen Menschen die gleiche Tiefe von Vertrauen zu erreichen (gleich wie "Allen Leuten Recht getan, ist eine Kunst die niemand kann"), so gibt es für mich doch gewisse «Grundsätze», um das Vertrauen zu vertiefen:

    • Vorbild sein; Vormachen wo immer dies möglich ist
    • Danken, nicht nur als Floskel, sondern aus ehrlichem Herzen
    • Authentisch sein; als Manager «spielt» man nie eine «Rolle» wie im Film; walk as you talk; integer sein
    • Zuhören; nicht alles selber besser wissen wollen; von Feedback profitieren – und wenn nötig sogar die Würmer aus der Nase ziehen
    • Zum Erfolg führen; für die Mitarbeitenden da sein; sie für «voll» und ernst nehmen
    • Klar und offen kommunizieren, stufengerecht und nicht nur das WAS sondern auch das WARUM
    • Eigene Fehler eingestehen können und wenn man seine Meinung ändert, sagen wieso
    • Helfen; Unterstützen; Lösungen zusammen erarbeiten oder noch besser Lösungswege aufzeigen und dazu animieren, die Lösung selber zu finden, um dem Mitarbeitenden ein eigenes Erfolgserlebnis zu ermöglichen.

Einem neuen Vorgesetzten wird von den Mitarbeitenden meist ein gewisses Basis-Vertrauen entgegengebracht. Die Vertiefung des Vertrauens ist anschliessend harte Arbeit und benötigt auch Zeit. Andererseits kann eine unbedachte, vielleicht voreilige Aussage das Vertrauen in einem Augenblick zerstören. Es gibt immer wieder Chefs, die wollten mit Humor punkten und erreichen das Gegenteil. So wie der Manager einer Schweizer Firma, der vor versammeltem österreichischen Team die Bedeutung der Schweizer Flagge (als Plus-Zeichen) und der Österreichischen Flagge (als Minus-Zeichen) humoristisch umschreiben wollte. Ein solches Verhalten ist schlichtweg dumm. In diesem einem Augenblick wurde das gegenseitige Vertrauen und somit die Grundlage für einen Geschäftsaufbau zerstört.

Humanorientierte Führung, auch eine Frage des Führungsstils

Zusammenfassend kann man sagen, dass dies alles Elemente einer humanorientierten Führung sind und somit also auch eine Frage des Führungsstils. Ich möchte in einem weiteren Artikel diesen Zusammenhang beleuchten und auch kulturelle Unterschiede aufzeigen.

Ich bin sicher, dass Sie aus Ihrer Management- und Führungserfahrung noch weitere Punkte zur obigen Liste anfügen können wie man das Vertrauen gewinnen und vertiefen kann. Ich freue mich auf Ihre Inputs aber auch auf Ihre kritischen Feedbacks.

Peter Lüthi - Spezialist Lean Management

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Donnerstag, 21. November 2024

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