Seit etwa 2016 nehmen in unseren Projekten die Anforderungen zur Implementierung von digitalen und automatisierten Lösungen für Geschäftsprozesse in Reorganisationen und Transformationen konstant zu. Das gilt gleichermassen für B2C-, wie auch B2B-Anwendungen.
Was wir immer wieder feststellen, ist, dass natürlich Worte wie digitale Transformation, Digitalisierung, Blockchain, hin bis zur schon fast mystischen künstlichen Intelligenz KI, glänzende Augen und Entzückung bei vielen Kunden auslösen.
Aber aufgepasst!
Das gilt nicht so sehr für unsere Seite. Wir wissen aus durchgeführten Projekten, dass es sich hier um eine echte Knochenarbeit handelt und nicht hip ist, wie die Schlagworte es vermuten lassen.
Somit müssen wir unseren Mandanten immer wieder unmissverständlich und klar sagen, dass digitale Transformation nicht nur die Einführung neuer digitaler Technologien bedeutet, sondern auch die Nutzung dieser Technologien. Und hier kommt es auf die ersten Schritte zur Definition des digitalen Geschäftsmodells an. Es sollte als LowFi-Modell entwickelt werden und schnell auf Anwenderfreundlichkeit und Sinnhaftigkeit mit möglichen Kunden getestet werden. Schnelle und inkrementelle Anpassungen sind dann notwendig. Nicht selten sogar ein kompletter Neuanfang.
Um einen echten und schnellen Mehrwert zu schaffen sollte man von einem kontinuierlichen Prozess mit mehreren gleichzeitig laufenden Initiativen ausgehen. Hier sollte klar sein, dass es sich nicht um ein klassisches Projektmanagement nach MS Projekt handelt. Besonders effizient hat sich hier der sogenannte Lean Startup Ansatz erwiesen. Diese Denk- und Planungsweise wird zumeist seitens spezialisierter Investoren im Startup Markt genutzt.
Es kann jedoch wirklich schwierig werden, auch nur eine einzige erfolgreiche digitale Initiative auf den Weg zu bringen, vor allem für größere Unternehmen mit etablierten Geschäftsmodellen.
Um diese Herausforderung zu meistern, haben wir das provokante Wort des "Serieninnovators" gefunden. Das soll heissen, dass die Fähigkeit entwickelt werden muß, mehrere LoFi-Modelle schnell zu entwicklen und sie auch parallel zu testen. Unsere Erfahrung zeigt klar, dass der Weg nicht einfach ist. Wir sind überzeugt, dass man mit der Entwicklung dieser Unternehmenskultur sofort zu Beginn des Reorganisations- und/oder Transformationsprojektes beginnen muß. Wir beginnen natürlich immer mit den internen Prozessen und stellen mit den Mitarbeitern unserer Mandanten solche Projekte auf die Beine. Man bemerkt sehr schnell, dass die Mitarbeiter daran Freude finden und bei Erfolg das Selbstvertrauen exponentiell anwächst. Somit ist diese Phase schon echte Reorganisation, aber auch Training für neue Fähigkeiten.
Mit einer solchen Haltung als Serieninnovator wird unser Mandant besser in die Lage versetzt, digitale Modelle zu entwickeln und die wirklich notwendige digitale Technologie zu nutzen, um auch wirklich die Kundenbedürfnisse zu erreichen. Wenn digitale Modelle auf den Markt gebracht werden sollen, muss man herausfinden, was die Kunden wollen und wofür sie bereit sind zu zahlen. Das muß dann mit der Technologie abgeglichen werden, welche auch wirklich für den Fall funktioniert und sich als wirtschaftlich tragfähig erweist.
Beide Beine auf den Boden!
Keine Träumereien über die schöne digitale Welt und künstliche Intelligenzen!
Jedenfalls nicht jetzt.
Das bedeutet also, dass viele verschiedene LoFi Modelle ausprobiert werden müssen. Man muß experimentieren und sich klar machen, dass viele dieser Experimente scheitern werden. Der Leser kann sich an dieser Stelle mit den Ideen des Design Thinking vertraut machen. Unserer Erfahrung bei iManagementBrazil zeigt, dass man von einer 70% - 90%igen Misserfolgsquote ausgehen kann.
Nimmt man hier also den klassischen Projektmanagementansatz und den Anspruch, von Anfang an ein HiFi-Modell aufzubauen, und um zu testen, arbeitet man zumeist nur an zwei oder maximal drei Initiativen. Es ist klar, dass hier wahrscheinlich nicht viele Erfolgsgeschichten geschrieben werden.
Andererseits kann man nicht einfach Zeit und Kapital sinnlos verschiessen, indem man ein LoFi-Modell nach dem anderen testet. Und hier kommen Grundüberlegung des Lean Startup-Ansatzes früh zum tragen.
Die Säulen
Was sind nun die Säulen, um ein solches Projekt starten zu können?
Nach unserer Erfahrung sind es drei kritische, aber tragende Säulen: Finanzierung, Fachwissen und technologische Fähigkeit. Diese Drei Säulen müssen auf gute Fundamente gebaut werden, um digitale Initiativen kontinuierlich zu testen und zu entwickeln.
Es ist aber auch klar, dass eigentlich kein kleines oder mittleres Unternehmen in Brasilien über solch starke Fundamente verfügt. Und um eines klar zu machen: Auch wir bei iManagementBrazil haben nicht für jedes Projekt die notwendigen Säulen. Daher prüfen wir vor der Projektvergabe mit dem möglichen Mandanten gemeinsam, ob ein solches Projekt zu stemmen ist. Die Idee dabei ist, dass unsere Expertise und Erfahrung mit denen des Mandanten ein solch schlagkräftiges Team formt, um solche Projekte zu steuern. In diese Evaluierungsphase gehört zum Beispiel auch, gemeinsam zu überlegen, wie die Führung angepasst und die Denkweise des Unternehmens geändert werden sollte. Hier wollen wir schon in der Vertragsanbahnungsphase gemeinsam mit dem zukünftigen Mandanten die generellen Leitlinien und Leitplanken definieren.
Projekt Handwerk: Finanzierung
Mit unseren Mandanten müssen wir digitale LoFi-Modelle entwickeln und testen, um herauszufinden, ob sie vom Kunden wünschenswert, technisch von uns machbar und lebensfähig genug sind, um sie voranzutreiben.
An dieser Stelle gibt es das permanente Risiko, Budgets für digitale Innovationen zu verschwenden, die keinen echten Nutzen bringen, oder nicht sicherzustellen, dass vielversprechende Projekte genügend Mittel erhalten.
Um diese Risiken zu minimieren, haben wir in Projekten mit brasilianischen Startups zwischen 2017-2019 ein relativ informelles Verfahren entwickelt, welches durch die Beantwortung von 17 Fragen ein begrenztes Budget für eine digitale LoFi-Modellentwicklung visualisiert und zur Evaluierung aufbereitet.
Dabei wird nicht sofort eine Gesamtfinanzierung freigegeben, sondern in mehrere Stufen unterteilt. Werden die vorgegebenen Ziele erreicht, steht das Projekt für eine weitere, größere Finanzierungsrunde zur Verfügung.
In dieser Phase sind wir mit iManagementBrazil auch in einem ganz intensiven Mentoring beim Mandanten involviert.
Projekt Handwerk: Fachwissen
Digitale LoFi Modellentwicklungen erfordert Experten für Technologie, Datenanalyse, Datenkuratierung und agiles Designdenken. Aber Talent allein ist nicht genug. Die Experten müssen in der Lage sein, isolierte Entscheidungsprozesse mit einem ausgesprochen hohen Grad an Ungewissheit zu überwinden und die Initiative voranzutreiben.
An dieser Stelle tritt iManagementBrazil regelmässig mit hoher Projekterfahrung als ganz starker Arm an die Seite der Mitarbeiter. Wir unterstützen hier regelmässig mit der robusten Fähigkeit, Entscheidungen in unklaren Momenten und Situationen herbeizuführen. Auch verfügen wir über ein Netzwerk an zusätzlichen Experten wie Softwareentwickler, zunehmend auch im No Coding, Datenanalysten, Design Thinking- und Agile-Coaches.
Wir stellen grundsätzlich sicher, dass immer zwei Personen in der leitenden Struktur über alle Details im Bilde sind: eine Person aus dem Projektteam und eine Person aus dem Führungskader des Mandanten. Das gewährleisten die Akzeptanz und Unterstützung des Projekts.
Projekt Handwerk: technologische Funktionen
Digitale Modelle bieten oft Funktionen, die die Nutzer anderswo nicht finden können. Dennoch kann es im Projekt vorkommen, dass erhebliche Ressourcen für die Entwicklung technologischer Funktionen aufgewendet werden, die aber trotzdem nur durch die Kunden gewünschte Basisfunktionen bieten, anstatt einen echten Wettbewerbsvorteil zu schaffen.
Unsere Erfahrung der letzten Jahre zeigt sehr klar, dass in der digitalen Modellentwicklung zwei stringente Taktiken weitestgehend verfolgt werden sollten.
Zum einen sollten vorrangig auf diversen Plattformen zur Verfügung stehende programmierte Module für Einzelfunktionen innerhalb des eigenen Digitalmodells verwendet werden. Eigenprogrammierung für Standardfunktionen innerhalb eines digitalen Prozesses eines Geschäftsmodells sollten vermieden werden. Bei unseren Mandanten sorgen wir von Beginn an dafür, dass aber eine eigene Datenbank mit diesen Standard Templates angelegt wird.
Das beschleunigt die spätere Entwicklung vom LoFi zum HiFi-Modell enorm. Auch wird damit ein internes Know-how aufgebaut, was bei einer Weiterentwicklung des Modells oder ganz neuer, derivater Digitalprozesse, die Entwicklung, die Test- und Implementierungsphase beschleunigt und das Wissen im Unternehmen unserer Mandanten potenziert.
Diese Methodik schafft auf eine evolutionäre Art und Weise eine gewisse Startup-Mentalität bei unseren Mandanten. Auch provoziert dieser Ansatz zum Start von Digitalisierungsprojekten auf eine weiche Art eine Anpassungen in der Führung und in der Denkweise unserer Mandanten.
Der Real World Test: testen und lernen
Der Transfer von einigen wenigen übrig gebliebenen digitalen LoFi-Modellen zu HiFi-Modellen erfordert eine Denkweise, die massiv auf Testen und Lernen fokussiert.
Besonders bei den traditionellen mittleren Unternehmen wurde und wird vorrangig nach den Prinzipien der linearen, langen Entwicklungsprozesse gearbeitet. Der Test im Markt kam erst sehr spät. Und zwar, wenn ein neues Produkt oder eine neue Dienstleitung auf den Markt kam. Aber beim Sprung vom LoFi- auf das HiFi-Modell ändert sich in der Projektarbeitsweise nun nichts mehr. Es wird der gleiche Rythmus beibehalten. Der Unterschied liegt natürlich in der nun erfolgten Selektion der LoFi-Modelle, welche aussortiert wurden. An dieser Stelle steht natürlich schon ein deutlich höheres Budget zur Verfügung und das Risiko zu scheitern, ist schon merklich reduziert.
Das Team hat aber weiterhin die Autonomie, neue Dinge auszuprobieren sowie die Unterstützung durchs Management, diese Ideen schrittweise weiter zu testen und Mechanismen, um zu bewerten, ob es sich lohnt, sie weiterzuverfolgen.
An dieser Stelle kann evaluiert werden, ob man möglicherweise auch auf externe Accelerators zurück greifen will, oder mit Start-up-Unternehmen aus Inkubatorenzentren in São Paulo zusammenarbeitet will. Vor einigen Jahren hatten wir auch mal den Fall, dass das Mutterunternehmen sich dazu entschloß, das digitale Geschäftsmodell in eine ganz eigen Firma auszugliedern und auch externe Investoren involvierte.
Aktuelles
Aktuell ist iManagementBrazil an einem Projekt zum Aufbau einer NFT Handelsplattform in Brasilien beteiligt.
NFT steht für Non-Fungible-Token. Sie werden im Allgemeinen mit der gleichen Art von Programmierung wie Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum erstellt. In unserem aktuellen Fall wird der Handelsplatz über Ethereum abgewickelt.
NFT-Marktplätze sind die Drehscheiben, auf denen zunehmend wertvolle, vor allem digitale Vermögenswerte gehandelt werden.
Nicht-fungible Token (NFTs) stehen auch in Brasilien im Rampenlicht und verändern die Art und Weise, wie wir Vermögenswerte, Investitionen, Kunstwerke und seltene Sammlerstücke betrachten. Auf speziellen NFT-Marktplätzen kann man diese einzigartigen digitalen Kreationen kaufen. In São Paulo wird aktuell ein Immobilienprojekt realisiert, in welchem die zu verkaufenden Apartments und Büroräume als NFT abgelegt und registriert sind. Der Käufer kauft das singuläre NFT und hat damit sofort alle notwendigen fiskalischen, juristischen, architektonischen sowie Sicherheits-relevante Informationen in einem digitalen Dokument in der Hand.
NFTs basieren auf der digitalen Blockchain-Technologie und sind unersetzliche und unveränderliche digitale Token in Form von Fotos, Audios, GIFs, 3D-Modellen, Videos und vielem mehr. Darüber hinaus können NFTs auch in ein Metaverse eingebettet werden, ein sich selbst erhaltendes digitales Universum, das viele Charaktere und Welten beherbergen kann. NFT-Transaktionen werden in der Regel in Kryptowährungen abgewickelt.
Darüber hinaus werden zahlreiche NFTs auf virtuellen Marktplätzen verkauft. Dabei handelt es sich um Websites, die sowohl den Handel als auch die Prägung von NFTs ermöglichen und meist auf der Ethereum-Blockchain basieren.
Frank P. Neuhaus
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