Meine Erfahrung in den letzten 20 Jahren im Interim Management in der ersten Führungsebene ist, dass am Beginn eines Mandates eine Aufgabenstellung steht, die sich im Laufe des Projektes sehr stark wandelt. Und damit natürlich auch das Anforderungsprofil an den Interimmanager. Das vorgeblich gesunde Unternehmen, das etwas frischen Wind braucht, ist bei Lichte besehen ein Sanierungsfall.
Der Mittelständler, der sein Unternehmen schon wegen der Mitarbeiter nie verkaufen will, findet plötzlich Gefallen daran, sein Unternehmen meistbietend zu veräußern. Schlechte Aufträge oder schwere Unfälle erfordern von einer auf die andere Minute einen Krisenmanager mit juristisch technischem Sachverstand: All dies war dem Auftraggeber bei der Suche nicht bewusst.
Nach diesen Erfahrungen scheint mir die Suche der Mandanten häufig zu eingeschränkt zu sein. Viel mehr kommt es auf die charakterlichen Fähigkeiten, die Führungskompetenz und die Erfahrung einer Führungskraft an und nicht so sehr auf detailliertes Branchenwissen. Es mag helfen, versperrt aber allzu oft die Sicht. Fachwissen gibt es im Unternehmen! Es gilt die Mannschaft anzuleiten und mit neuen Ideen von außen zu verbinden.
Das jedoch erfordert vor allem einen guten Manger und weniger den Fachmann mit 20 Jahren nachgewiesener Erfahrung aus der Branche. Denn der greift gerne auf Altbewährtes zurück, sonst wäre er eben nicht immer in genau dieser Branche, womöglich in derselben Position, verblieben. Und noch ein Gedanke sollte den Auftraggeber umtreiben. Eine zentrale Aufgabe des Interim Managers ist es, sich selbst überflüssig zu machen, indem er Strukturen schafft, die seine Arbeit ohne ihn fortführen können. Ein Antrieb, den langjährige Linienmanager eher selten verspüren.
Christian Lotze
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