By Frank P. Neuhaus on Montag, 07. Oktober 2024
Category: INTERIM MANAGER

Ausbau der lokalen Wertschöpfung in Bolivien und Chile – eine Feasibility Study für einen nordamerikanischen Anlagenbauer der Mining Industry

Vorwort

In der heutigen globalisierten Welt konzentrieren sich Bergbauunternehmen zunehmend auf die Maximierung der lokalen Wertschöpfung in ihren Operations, insbesondere in Regionen wie Südamerika, wo der Bergbau ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Aus diesem Grund hat ein führender nordamerikanischer Bergbauausrüster eine Feasibility Study zur Erhöhung der lokalen Wertschöpfung in Bolivien und Chile in Auftrag gegeben. Diese Initiative ist Teil einer umfassenderen Strategie zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung in diesen Regionen und zur Stärkung der Marktpräsenz des Mandanten.

Überblick über das Projekt

Unsere Interimmanagement-Sozietät iMB.Solutions wurde mit dem Projekt in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 bis Mitte 2023 beauftragt. iMB.Solutions hat seit 2011 verschiedene Projekte im Rohstoffsektor in Südamerika durchgeführt, so auch im Erdöl- und Erdgas-Sektor in Brasilien, erneuerbare biogene Kraftstoffe in Brasilien, Kunststoffe aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen in Brasilien und Lithium-Exploration im Lithium Triangle von Südamerika (Argentinien, Chile, Bolivien), sowie Kupferminen in Chile.

Das aktuelle Projekt basiert auf einer umfassenden Machbarkeitsstudie, mit der das Potenzial für die Erhöhung des lokalen Anteils in der Lieferkette und den betrieblichen Abläufen in Bolivien und Chile bewertet werden soll. Die Studie bewertet den aktuellen Stand der lokalen Bergbauindustrie in der relevanten Region, ermittelt Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit lokalen Zulieferern und schlägt Strategien für die Integration des sog. local content in den Betrieb des Mandanten vor.

Kontext der Projektmission

In diesem internationalen Projekt war ich als Interim-Projektmanager tätig, das sich ungeplant in zwei Phasen gliederte:

  1. Phase 1 von Januar 2022 bis August 2022,
  2. Phase 2 von März 2023 bis Juni 2023.

Mein Auftraggeber in Phase 1 war die US-Firma Exterran Corporation Ltda. aus Houston, Texas. Nach der Übernahme von Exterran durch Enerflex Ltda., Toronto, Kanada, setzte ich die Arbeit in Phase 2 für Enerflex fort. Beide Unternehmen sind führend in der Extraktionstechnologie und Ingenieurtechnik für die Bergbauindustrie.

Das Projekt umfasste die Leitung eines internationalen Teams mit Fachkräften aus Brasilien, Chile und Bolivien. Der Fokus konzentrierte sich auf Business Development in Südamerika, insbesondere in den Regionen Chile, Bolivien und Argentinien, dem sogenannten Lithium-Dreieck. Etwa 75% der Projektarbeit fanden in den Andenregionen Chiles und Boliviens statt, während Argentinien bereits in einem früheren Projekt behandelt wurde.

Im Rahmen des Projekts in Bolivien und Chile in den Jahren 2022/23 war ich damit beauftragt, eine umfassende Machbarkeitsstudie zur Maximierung der lokalen Wertschöpfungskette in den Explorationsregionen zu erstellen.

Durch die intensive Untersuchung potenzieller lokaler Lieferanten und den Dialog mit einer Vielzahl chilenischer und bolivianischer Akteure im Bergbausektor gewann ich wertvolle Einblicke und konnte strategische Partnerschaften mit dem kanadischen Mutterhaus im Lithium-Dreieck initiieren.

Background

Nach einem einjährigen Auslandsstudium an der Pontificia Universidad Católica de Chile in den 90er Jahren, im Rahmen meines Wirtschaftsingenieur-Studiums an der Business School Pforzheim, arbeitete ich als Projektingenieur für das australisch-japanisch-chilenische Kupferminenkonsortium BHP Mineira La Escondida. In dieser Rolle lernte ich verschiedene Minenprojekte in Chile, Bolivien und Argentinien kennen. Dabei wurde mir schnell klar, was es bedeutet, in Höhenlagen zwischen 2.800 und 4.000 Metern zu arbeiten, wie extrem knapp die Wasserressourcen sind und wie wichtig es ist, die lokalen, meist indigenen Gemeinschaften in den Prozess einzubeziehen und ihnen eine Teilhabe an der Entwicklung zu ermöglichen. Diese Herausforderungen sind bis heute unverändert – wenn nicht sogar noch größer geworden. Stichwort: ESG. Siehe auch meinen Blog zum gleichen Thema: The Value of ESG Integration: Building Resilient and Sustainable Business Models - Business Case Bolivia

Ziele des Projektauftrags

Bewertung der aktuellen Marktlandschaft

Identifizierung von Möglichkeiten zur Integration lokaler Inhalte

Entwicklung eines strategischen Umsetzungsplans

Struktur des Projektmanagements

Angesichts der Komplexität des Projekts ist eine klar definierte Managementstruktur unerlässlich, um eine möglichst reibungslose Durchführung zu gewährleisten und die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Das Projekt wurde durch eine Kombination aus funktionsübergreifenden Teams, lokalen Partnerschaften und einer starken Führung durch den nordamerikanischen Hauptsitz in Toronto administriert.

Projektleitung und -steuerung

Das Projekt wurde von mir als Projektmanager seitens iMB.Solutions geleitet. Meine umfangreiche Erfahrung in der Commodity-Industrie und ein tiefes Verständnis des bolivianischen und chilenischen Marktes machte mich zu einem qualifizierten Professional in dieser Funktion. Als Projektmanager erstattete ich direkt den leitenden Managern in der nordamerikanischen Zentrale Bericht und stellte so die Übereinstimmung mit den allgemeinen strategischen Zielen des Unternehmens sicher. Ebenfalls hatte ich regionale Projektmanager in Bolivien und Chile berufen und geführt.

Ein Projektlenkungsausschuss, der sich aus den wichtigsten Interessenvertretern des Führungsteams des Unternehmens in Kanada und USA, sowie der regionalen Niederlassungen in Bolivien und Chile zusammensetzte, sorgte für Aufsicht und die übergeordnete Leitung. Dieser Ausschuss trat regelmäßig zusammen, um die Fortschritte zu überprüfen, Herausforderungen anzugehen und strategische sowie taktische Entscheidungen zu treffen. Der Lead des Projektlenkungsausschuss lag bei mir als regionaler Projektmanager. Der Ausschuss traf sich zu 50% physisch und zu 50% in remoter Arbeitsweise mit massiver Unterstützung von kollaborativen Projektmanagementwerkzeugen. 

Funktionsübergreifende Teams

Um einen ganzheitlichen Ansatz zu gewährleisten, waren an dem Projekt funktionsübergreifende Teams aus verschiedenen Abteilungen beteiligt, darunter Supply Chain, Technik, Beschaffung und Rechtsabteilung (nicht von mir geleitet). Diese Teams arbeiteten eng zusammen, um Daten zu sammeln, Optionen zu bewerten und Strategien für die Integration des local content zu entwickeln.

Jedes Team hatte einen operativen Leiter, der für die Koordinierung der Projektschritte innerhalb seiner Funktion und für die Ausrichtung auf die allgemeinen Projektziele verantwortlich war. Um die Zusammenarbeit zu fördern und Erkenntnisse auszutauschen, fanden regelmäßige Teamsitzungen und Workshops statt.

Lokale Partnerschaften und Einbeziehung von Interessengruppen (ESG-Fokus)

Da der Schwerpunkt auf der Erhöhung des local content lag, war der Aufbau starker Partnerschaften mit lokalen Lieferanten, communities und Regierungsbehörden in Bolivien und Chile von entscheidender Bedeutung. Das Projekt umfasste eine umfassende Einbindung der Interessengruppen, um die Zustimmung und Unterstützung aller relevanten Parteien sicherzustellen.

Lokale Vertreter aus den regionalen Niederlassungen des Unternehmens spielten eine Schlüsselrolle beim Aufbau dieser Beziehungen und bei der Anbahnung der Kommunikation zwischen dem Projektteam und den lokalen Interessengruppen. Diese Vertreter waren auch dafür verantwortlich, sich im lokalen regulatorischen Umfeld zurechtzufinden und die Einhaltung der einschlägigen Gesetze und Richtlinien sicherzustellen.

Überwachung und Bewertung

Um sicherzustellen, dass das Projekt auf Kurs bleibt und die erwarteten Ergebnisse liefert, wurde ein robuster Überwachungs- und Evaluierungsrahmen geschaffen. Zu Beginn des Projekts wurden wichtige Leistungsindikatoren (Key Performance Indicators, KPIs) festgelegt, um die Fortschritte bei der Erhöhung des lokalen Anteils zu messen.

Es wurden regelmäßige Fortschrittsberichte erstellt und dem Projektlenkungsausschuss und den leitenden Angestellten in Nordamerika mitgeteilt. Diese Berichte enthielten Aktualisierungen zu Meilensteinen, zum Budgetstatus, zu Risiken und zu allen Korrekturmaßnahmen, die zur Bewältigung von Herausforderungen ergriffen wurden.

Schlussfolgerung

Die Feasibility Study zur Erhöhung des local content in Bolivien und Chile stellte für den nordamerikanischen Bergbauausrüster eine bedeutende Gelegenheit dar, seine Marktposition zu stärken und gleichzeitig einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Region zu leisten. Durch den Einsatz eines strukturierten Projektmanagementansatzes wollte das Unternehmen dauerhafte Partnerschaften aufbauen, die lokalen Wertschöpfung vertiefen und einen gemeinsamen Wert für alle Beteiligten – von Shareholdern, Stakeholdern und local communities – schaffen.

Im weiteren Verlauf des Projekts 2024/25 werden die aus der Feasibility Study gewonnenen Erkenntnisse eine solide Grundlage für die langfristige Strategie der Kanadier in Südamerika bilden. Bei dieser Initiative geht es nicht nur um die Erfüllung behördlicher Auflagen, sondern auch um die Förderung des Wirtschaftswachstums, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Unterstützung der lokalen communities, die für den Erfolg der Bergbauindustrie in Bolivien und Chile unerlässlich sind. 

Frank P. Neuhaus
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