By Melanie Heßler on Donnerstag, 26. Oktober 2017
Category: INTERIM MANAGER

"Nein" ist nur die Abkürzung für vier Worte: Noch Eine Information Nötig

Unternehmen begreifen, dass die Digitalisierung nicht irgendein Trend ist. Sie ist zentral für den Erfolg eines jeden Unternehmens und wird wahrscheinlich noch weitreichendere Umbrüche mit sich bringen, als alle vorhergehenden (drei) industrielle Revolutionen. Die zunehmende Technisierung schafft nahezu absolute Transparenz und Messbarkeit, die mit nur einem Klick Business Daten in Echtzeit visualisieren kann. Sie wird es Managern erleichtern Entscheidungen zu treffen. Roboter und AI (künstliche Intelligenz) werden den Menschen noch mehr - unliebsame, harte körperliche - Arbeit abnehmen. Von der schnellen passgenauen Fertigung für kleine Zielgruppen, bis hin zu völlig individualisierten Produkten, wird alles möglich sein. 

Diese schnelllebigen Veränderungen bringen für Mitarbeiter jedoch jede Menge Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel der ständige Druck zur Optimierung, welchen die neue digitale Technik mit sich bringt. Dieser kontinuierliche Wandel wird zum Stressfaktor. Wer das verhindern möchte, muss im Unternehmen eine Kultur der Veränderung etablieren. Nur wer den Wandel als ein gemeinsames Streiten um besten Service und innovative Produkte begreift, dabei die Mitarbeiter einbindet und mitnimmt, wird vorne mitspielen. 

Wie schafft man diesen Kulturwandel? Das Zauberwort heißt Kommunikationsmanagement. Um qualifizierte und motivierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten, wird die Kultur im Unternehmen zu einem bedeutenden Faktor für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Fühlen sich alle gut informiert? Wissen alle, wofür man gemeinsam streitet und die Firma steht? Stehen die Mitarbeiter ebenso im Zentrum wie die Zahlen und der Profit? Menschen sind Gewohnheitstiere. Keiner möchte ständig mit neuen Arbeitsprozessen terrorisiert werden. Das schafft Unmut. Auch könnte dies als mangelnde Wertschätzung empfunden werden. War es nicht gut so, wie es bisher war? War ich nicht gut? Ein „Nein" zu Veränderungen geht mehrheitlich mit schlechter Kommunikation einher. 

Die Informationskultur wird daher zum zweiten Erfolgsfaktor neben der Digitalisierung. Denn: „Ein Nein, ist nur die Abkürzung für vier Worte: Noch Eine Information Nötig". „Change Communications" sind elementar für den erfolgreichen Wandel: Für Verständnis, Akzeptanz, Umsetzung und hoffentlich auch Begeisterung. Hierzu nutzen Change Communications Manager alle denkbaren Kanäle, on- und offline. Im Unternehmen wird der Austausch über das Intranet und unternehmensinterne soziale Netzwerke immer bedeutender. Wer noch nicht digital angebunden ist, wird über alle möglichen Touchpoints - in Foyer, Kantine, Kaffeeküche oder Pausenräumen informiert und mit eingebunden. Der Austausch im Team und persönliche Gespräche mit Vorgesetzten stehen nach wie vor hoch im Kurs, denn hier gibt es das meiste Feedback. Immer bedeutender werden aber auch neue Formen der Kommunikation, wie zum Beispiel mobile Informationsdienste via firmeneigener App. Diese Apps sind eine gute Wahl, wenn viele Mitarbeiter außer Haus tätig sind und selbst wenig im Unternehmen vor Ort arbeiten. 

Virtueller Austausch gewinnt an Bedeutung

Kommunikation ist ein Türöffner. Sie schafft Verständnis, räumt Missverständnisse aus dem Weg, vermittelt Visionen und Ziele und zeigt Wege auf, wie diese zu erreichen sind. Kommuniziert und zelebriert Etappensiege und zeigt Lücken auf. Der virtuelle Austausch wird dabei an Bedeutung gewinnen. Virtuelle Teams stärken den Zusammenhalt und zeigen auf, wie viele Menschen miteinander an einem Strang ziehen, um Erfolge zu ermöglichen. Mehrheitlich schafft dies weniger Stress und mehr Motivation. Auch beim Wissenstransfer erzielt man über das klassische Intranet oder das Social Intranet in virtuellen Fachgruppen tolle Ergebnisse. Hier sollte man nach Schlagworten suchen oder Blitzanfragen stellen können. Einige progressive Unternehmen arbeiten schon heute über kulturelle und nationale Grenzen hinweg gemeinsam an Projekten, treffen und besprechen sich online. Know-how für alle ist dabei wichtig. In einer offenen Kommunikationskultur haben egoistische Ziele - zum Beispiel einen Wissensvorsprung ausschließlich für egoistische Ziele zu nutzen - nichts verloren. Doch genau diese offene Kultur des gemeinsam kontinuierlichen Wandels gilt es zu fördern und auch einzufordern. 

Das Feedback der Mitarbeiter ist eine ganz bedeutende Stellschraube für Erfolg in digital agierenden Unternehmen. Werden Mitarbeiter früh- oder rechtzeitig einbezogen, können sie viele wertvolle Impulse aus dem Arbeitsalltag geben. Was lässt sich optimien? Wem müssen wann und wo welche Informationen vorliegen oder abrufbar sein? Manche sind abbildbar, für andere braucht es neue Schnittstellen. Letztlich braucht es nur ein wenig guten Willen zur Diplomatie zwischen Digitalisierern und Mitarbeitern. Die Rolle des Diplomaten zwischen IT/Technik und Mitarbeitern übernehmen derzeit vor allem Change Communications Manager. 

Verständnis ist oberste Fürsorgepflicht

Motivierte Mitarbeiter schätzen das Gefühl, gut informiert zu sein, und vor allem Wertschätzung. Daher sollten Arbeitsplätze nicht nur digitaler, sondern gleichzeitig auch humaner werden. Das gilt auch für die Art, wie Informationen verteilt werden. Die Information darf nicht von oben nach unten diktiert werden, ohne zu erläutern, warum man so entschieden hat. Für Verständnis zu sorgen ist oberste Fürsorgepflicht! Denn nur über das Verständnis kann auch für die Unterstützung auf neuen Wegen geworben werden. Erfolgreich durch Veränderungen zu gehen heisst: vom Verstehen zum Wollen zu gelangen. Starke Impulse gibt auch das Lob für Teilerfolge: das motiviert ungemein!

In einer agilen und digitalen Umgebung schaffen es viele Mitarbeiter, sich untereinander zu organisieren, zu stärken und gemeinsam neue Lösungswege zu entwickeln. Für die eigene Motivation ist dies übrigens der ideale Weg: Anerkennung aus der "Peer-Group". Wichtig ist, dass vor allem Team- und Projektleiter mit Personalverantwortung wissen, wie man die Dialogfähigkeit aufrecht erhält und fördert. Trauen die Führungskräfte sich dies nicht zu oder dringen diese nicht durch, muss man sie dazu befähigen, sodass sie souverän und gut informiert ihre Teams durch Veränderungen führen können. Letztlich geht es darum, zu motivieren, Neues auszuprobieren und dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter mit diesen neuen Wegen Erfolge für sich selbst, ihr Team, ihre Abteilung und schließlich für das ganze Unternehmen erzielen. Die Frage nach dem Sinn von Arbeit nimmt mit wachsender Entrückung von Produkten und Menschen zu. Viele arbeiten nicht mehr am Produkt selbst, sondern „nur noch" an einzelnen Prozessschritten mit. Bereits in diesem „nur noch" schwingt mangelnde Wertschätzung mit. Dies gilt es zu vermeiden. 

Wichtig ist, Mitarbeiter mit auf die Reise zu nehmen, ein Wir-Gefühl zu leben und Wertschätzung tief in der Firmenkultur zu verankern. Durch die Digitalisierung nimmt der Faktor „gemeinsam" einen noch wichtigeren Stellenwert ein. Die Wertschätzung von Einzelnen und Teams kann über die Kommunikation in internen Netzwerken deutlich mehr Wirkung entfalten - welche sich in der Folge für das ganze Unternehmen auszahlt, wenn alle sich gerne und voll einbringen. Womit wir wieder beim Wollen sind, das Verständnis voraussetzt. Und damit schließt sich der Kreis: Gute Kommunikation ist eine zentrale Erfolgskomponente im Umfeld von Change und Digitalisierung. 


Melanie Hessler
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Hintergrund Material: 

https://netzwirtschaft.net/interview-mit-melanie-hessler-management-leaks/

https://www.managementleaks.com/2016/10/24/keine-angst-vor-digitalisierung-und-industrie-4-0/

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