China: Vom Rückstand zum Vorsprung!
Als ich 1993 zum ersten Mal nach China kam, war das Land in vielen Bereichen rund 150 Jahre hinter Deutschland. Heute? China hat uns in etlichen Belangen um 50 Jahre überholt. Klingt provokant? Vielleicht. Aber lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen.
„Das kann doch nicht sein!"
Sicher, diese Behauptung klingt wie das übliche „China-bashing", um Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch warum sollten wir uns die Augen reiben und einfach weiter abwarten? Gerade jetzt, wo Experten wie beispielsweise Interim Manager dringend benötigt werden, um Firmen in Europa, den USA und Asien aus der Krise zu führen, passiert... nichts. Stattdessen stecken viele Firmen den Kopf in den Sand und hoffen, dass alles einfach so wieder vorübergeht, wie es gekommen ist. Spoiler: Das wird es nicht!
„Wir müssen unsere eigenen Leute beschäftigen. Wir können doch nicht Entlassungen vornehmen und dann teure externe Experten holen", lautet oft der Einwand des Betriebsrates. Doch das Problem: Wer so argumentiert, hat in der heutigen globalisierten Welt schlichtweg den Überblick verloren oder hofft mit dieser Argumentation wiedergewählt zu werden.
Chinas Blitzstart in die Zukunft
Wer sich etwas mit der chinesischen Geschichte auskennt, weiß: Der Aufstieg Chinas war unvermeidlich. Chinas Maschinenbau-, Automobil-, Flugzeug- und Mobilfunkindustrie expandiert in rasantem Tempo und erobert die Weltmärkte – oft mit technologisch fortschrittlicheren und preisgünstigeren Produkten als der Westen. Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass Deutschland einmal seinen Titel als größter Maschinenbau-Exporteur an China verlieren würde?
Chinesische Firmen spielen ein ganz anderes Spiel als westliche Unternehmen. Sie nehmen kurz- und mittelfristige Verluste in Kauf, um langfristig Marktanteile zu erobern. Gleichzeitig bauen sie immense Produktionskapazitäten auf, bevor sie überhaupt den ersten Euro (oder Yuan) verdienen. Dazu kommt: Die chinesische Regierung sitzt direkt mit am Unternehmenslenkrad. Privatunternehmen? Die tanzen nach der Pfeife der Regierung, ob sie wollen oder nicht.
Der Westen im „Sandkasten-Modus"
Eine Geschichte aus meiner eigenen Praxis als Interim General Manager in China: Der Kunde wollte in China bestellen, aber das deutsche Hauptquartier bremste: „Wir können dort nicht produzieren, wegen unserer IP. Die Maschine, die wir für diese Produktion in Deutschland benötigen wird erst in einem Jahr geliefert, die Produktion und Qualitätskontrolle dauert dann nochmals ein Jahr bis alles in China ankommt." Was passierte? Die Konkurrenz schnappte uns den Auftrag vor der Nase weg. Das Resultat: Ein verärgerter Kunde und wir schauten dumm aus der Wäsche.
Der Westen isoliert sich, während China sich die Hände reibt und munter in die Weltwirtschaft investiert. Präsident Xi hat vor Kurzem angekündigt, die Türen weiter zu öffnen, damit chinesische Firmen im Ausland erfolgreich werden können. Und sie tun es – mit Volldampf. Die „Belt and Road"-Initiative ist dabei nur ein Teil des Plans.
Vom Stolz der Chinesen und vom Branding-Debakel des Westens
Noch vor einigen Jahren galten westliche Produkte in China als das Nonplusultra. Heute? Die Chinesen kaufen lieber ihre eigenen Produkte – und das aus gutem Grund: Qualität, Preis und Technologie haben aufgeholt, oft sogar überholt. Chinas staatliche Unterstützung und Protektionismus tun ihr Übriges, um den nationalen Champions den Weg zu ebnen.
Und wir? Lamentieren weiter. Es ist Zeit, etwas zu ändern!
Was können wir tun?
Deutsche Exporteure sollten die Stärken hervorheben, die uns von der Konkurrenz abheben: Zuverlässigkeit, Langlebigkeit, Servicequalität. Nutzen wir unsere Innovationskraft, um technologische Führerschaft zu behaupten und neue Marktsegmente zu erobern. Es gibt keine Patentlösung – jede Firma muss ihre Strategie individuell anpassen, basierend auf einer gründlichen Analyse des chinesischen Wettbewerbs.
Ein Beispiel aus meiner Erfahrung: Während der Corona-Zeit verkauften wir Maschinen in China, obwohl wir 30% teurer waren als die chinesischen Mitbewerber. Warum? Unsere Präsentation zeigte technische und kommerzielle Vorteile auf, die sie nicht bieten konnten. Und als es an den Service ging, hatten wir eine Lösung, die die Konkurrenz einfach nicht bieten konnte: AR (Augmented Reality). Dadurch konnten wir auch während der Pandemie schnell reagieren, wenn irgendwo eine Maschine stehenblieb – ein entscheidender Vorteil.
Fazit: Aufwachen, mitmachen!
Wer jetzt noch auf der Seitenlinie steht, sollte schleunigst auf das Spielfeld wechseln. China wird weiter voranschreiten und der Westen muss mitziehen – oder wird abgehängt. Lassen Sie uns zusammenarbeiten und Lösungen finden, statt weiterhin die Hände in den Schoß zu legen.
Karlheinz Zuerl
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