By Christoph Gentz on Dienstag, 25. März 2025
Category: Case Studies

B2B-Dienstleister: IT-Migration für integriertes Finanz-Reporting & Planung

Branche: Unternehmensnahe Dienstleistungen

Linie: CFO

Thema: Reporting, Finanzplanung, Unternehmenssteuerung, Microsoft Business Central, ERP-Implementierung, Stakeholdermanagement

Umsatz: 50 Mio. Euro

Mitarbeiter: 250

Ausgangssituation

Eine mittelständische Unternehmensgruppe bestehend aus vier unterschiedlichen Gesellschaften mit insgesamt ca. 250 Mitarbeitern und einem konsolidierten Jahresumsatz von 50 Millionen Euro stand vor der Herausforderung, ihre Finanz- und Planungsprozesse zu harmonisieren und zu optimieren. Alle vier Gesellschaften sind im B2B-Dienstleistungssektor tätig, jedoch mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und Kundenstrukturen.

Alle Gesellschaften nutzten Sage 100 als ERP-System, jedoch in separaten Instanzen und mit unterschiedlichen Anpassungen. Zudem setzte die Gruppe Microsoft 365 für die Bürokommunikation und Zusammenarbeit ein. Diese IT-Landschaft führte zu zahlreichen Herausforderungen:

Die Konzernleitung hatte bereits strategisch entschieden, mittelfristig von Sage 100 auf Microsoft Dynamics Business Central als ERP-System umzustellen, um die IT-Landschaft zu konsolidieren und Synergien mit der bestehenden Microsoft 365-Umgebung zu nutzen. Diese bevorstehende Migration sollte bei der Auswahl einer Reporting- und Planungslösung berücksichtigt werden.

Zielsetzung

Mit der Implementation eines integrierten Reporting- und Planungstools wurden folgende Ziele definiert:

Lösungsansatz

Angesichts der strategischen Ausrichtung auf Microsoft-Produkte und der geplanten Migration von Sage 100 auf Microsoft Dynamics Business Central war Microsoft Power BI als Reporting- und Planungslösung von Beginn an gesetzt. Diese Entscheidung basierte auf der angestrebten nahtlosen Integration in das Microsoft-Ökosystem sowie den erwarteten Synergien mit der zukünftigen ERP-Landschaft.

Die Microsoft Power Platform, bestehend aus Power BI Premium, Power Apps und Power Automate, wurde als integrierte Lösung implementiert, um die unterschiedlichen Anforderungen der vier Gesellschaften abzudecken. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren:

Die gewählte Lösung bot folgende Kernfunktionalitäten:

Implementierungsprozess

Die Implementation erfolgte unter meiner Leitung als CFO. Das Projektteam war crossfunktional und hierarchieübergreifend zusammengesetzt. Elementar erschien, dass das Team sowohl die prozessuale Businessseite als auch die informationstechnologische Seite gleichwertig repräsentierte. Das Team setzte sich zudem aus Vertretern aller vier Gesellschaften sowie verschiedener Funktionsbereiche zusammen, um die unterschiedlichen Perspektiven und Anforderungen optimal zu berücksichtigen. Für den Projekterfolg war das Stakeholdermanagement von zentraler Bedeutung und wurde von mir persönlich verantwortet.

Die Implementation erfolgte in mehreren Phasen über einen Zeitraum von sechs Monaten, wobei besonderes Augenmerk auf die Integration mit Sage 100 und die Vorbereitung für die spätere Microsoft Dynamics Business Central-Migration gelegt wurde:

Phase 1: Analyse und Konzeption (6 Wochen)

Phase 2: Technische Implementation (10 Wochen)

Phase 3: Test und Optimierung (4 Wochen)

Phase 4: Schulung und Roll-out (4 Wochen)

Herausforderungen und Lösungen

Während der Implementation traten folgende Herausforderungen auf:

1. Datenintegration aus Sage 100

Die verschiedenen Sage 100-Instanzen wiesen unterschiedliche Anpassungen und Datenstrukturen auf.

Lösung: Entwicklung spezifischer Power BI Dataflows für jede Gesellschaft mit Normalisierung und Harmonisierung der Daten in einem einheitlichen Datenmodell.

2. Unterschiedliche Dienstleistungs-KPIs

Jede Gesellschaft hatte spezifische Kennzahlen zur Messung ihrer Dienstleistungsqualität und -profitabilität.

Lösung: Einsatz von DAX-Experten zur Entwicklung maßgeschneiderter Berechnungen für jedes Dienstleistungsmodell (z.B. Projektauslastung, Recurring Revenue, Service Response Times, Contract Renewal Rates) und Einrichtung von Calculation Groups für flexibles Reporting.

3. Limitierungen bei Planungsfunktionalitäten

Power BI bietet von Haus aus weniger Planungsfunktionalitäten als spezialisierte CPM-Tools.

Lösung: Kombination von Power Apps für Eingabeformulare, Power Automate für Workflows und Power BI Dataflows für die Datenspeicherung und -verarbeitung.

4. Vorbereitung auf ERP-Migration

Die Lösung musste sowohl mit Sage 100 als auch mit dem zukünftigen Microsoft Dynamics Business Central kompatibel sein.

Lösung: Entwicklung einer abstrakten Datenschicht in Dataflows, die weitgehend unabhängig vom Quellsystem funktioniert und einfach an die neue ERP-Struktur angepasst werden kann.

5. Verschiedene Abrechnungs- und Umsatzrealisierungsmodelle

Die vier Gesellschaften hatten unterschiedliche Ansätze zur Umsatzrealisierung (projektbasiert, nutzungsbasiert, zeitbasiert, vertragsbasiert).

Lösung: Implementation eines flexiblen Datenmodells, das verschiedene Umsatzarten und -zyklen abbilden kann, sowie spezifische Berichte zur Analyse von Recurring Revenue, Projektfortschritt und Vertragswerten.

6. Unterschiedliche Erwartungen und Bedenken der Stakeholder

Die Führungskräfte der vier Gesellschaften hatten teilweise divergierende Vorstellungen und Anforderungen.

Lösung: Es wurde ein systematisches Stakeholdermanagement eingeführt, das regelmäßige 1:1-Gespräche, Feedbackrunden und eine transparente Kommunikation der Projektziele und -fortschritte umfasste. Kritische Stakeholder wurden gezielt als "Change Champions" eingebunden.

Ergebnisse

Die Implementation von Microsoft Power BI als integrierte Reporting- und Planungslösung führte zu folgenden messbaren Ergebnissen:

Qualitative Verbesserungen:

Lessons Learned

Aus dem Projekt konnten folgende wichtige Erkenntnisse gewonnen werden:

1. Führungsrolle des CFO als entscheidender Erfolgsfaktor

Die direkte Projektleitung durch den CFO signalisierte die strategische Bedeutung des Projekts und sicherte die notwendige Unterstützung auf höchster Ebene.

2. Crossfunktionales Team als Schlüssel zur Akzeptanz

Die Zusammensetzung des Projektteams aus Vertretern aller Gesellschaften und verschiedener Hierarchieebenen ermöglichte eine breite Perspektive und förderte die Akzeptanz der Lösung.

3. Proaktives Stakeholdermanagement

Die frühzeitige Identifikation wichtiger Stakeholder und deren kontinuierliche Einbindung verhinderte Widerstände und schuf Unterstützung für das Projekt.

4. Microsoft-Ökosystem-Vorteile nutzen

Die Integration verschiedener Microsoft-Produkte (Power BI, Power Apps, Microsoft 365) schafft Synergien und reduziert die Gesamtbetriebskosten.

5. Datenstrategie vor Toolimplementation

Eine klare Datenstrategie mit Blick auf die zukünftige ERP-Migration war entscheidender als die technische Implementation des Tools.

6. Balance zwischen Standard und Anpassung

Für jede Gesellschaft wurde eine Balance zwischen standardisierten KPIs und gesellschaftsspezifischen Anforderungen gefunden.

7. Agile Implementation mit schnellen Erfolgen

Der schrittweise Roll-out mit schnell sichtbaren Erfolgen erhöhte die Akzeptanz und Motivation der Mitarbeiter.

8. Internes Knowhow aufbauen

Die Investition in die Ausbildung interner Power BI-Experten zahlte sich durch größere Flexibilität und geringere Abhängigkeit von externen Beratern aus.

9. Power BI für Planung erfordert kreative Lösungen

Die Kombination aus Power BI, Power Apps und Dataflows kann leistungsfähige Planungslösungen schaffen, erfordert aber kreative Ansätze und gute Kenntnisse der Plattform.

10. Data Governance von Anfang an

Ein klares Data Governance-Konzept verhinderte ein unkontrolliertes Wachstum von Reports und sicherte die Datenqualität.

Ausblick

Nach der erfolgreichen Implementation von Power BI als zentraler Reporting- und Planungsplattform sind folgende Ausbaustufen geplant:

Langfristig soll die Microsoft-basierte BI-Plattform als zentraler Bestandteil eines vollständig integrierten Unternehmenssteuerungssystems dienen, das alle vier Gesellschaften trotz ihrer unterschiedlichen Geschäftsmodelle auf einer einheitlichen technologischen Basis zusammenführt.

Fazit

Die Implementation des integrierten Reporting- und Planungstools hat die Effizienz und Effektivität der Finanz- und Planungsprozesse deutlich verbessert. Das Unternehmen verfügt nun über eine solide Datenbasis für fundierte Geschäftsentscheidungen und ist in der Lage, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren. Die anfängliche Investition hat sich durch Zeit- und Ressourceneinsparungen sowie verbesserte Entscheidungsqualität bereits nach 18 Monaten amortisiert.

Die erfolgreiche Umsetzung dieses Projekts zeigt, dass auch mittelständische Unternehmen von modernen Business Intelligence und Performance Management Lösungen profitieren können, sofern die Implementation strukturiert und mit Fokus auf die spezifischen Unternehmensanforderungen erfolgt.

Christoph Gentz
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