By Ruben Faust on Mittwoch, 30. Januar 2019
Category: INTERIM MANAGER

Auch die Finanzfunktion in Unternehmen steht vor einem Paradigmenwechsel

Das digitale Zeitalter wird nicht nur bestehende Geschäftsmodelle drastisch umpflügen, sondern es wird auch sehr weitgehend das Gesicht der (meisten) Finanzabteilungen verändern.

Die Treiber der zu erwartenden Veränderungen sind allgemein bekannt:

(1) Die Leistungsfähigkeit der robotergesteuerten Prozessautomatisierung (RPA) zusammen mit vollständig integrierten (höchstwahrscheinlich Cloud-basierten) Ende-zu-Ende-Geschäftsprozessen und Shared-Service-Zentren erhöhen die Durchsatzkapazitäten von Transaktionen erheblich und senken die absoluten Transaktionskosten enorm - bei gleichzeitig geringerer Fehlerquote.

(2) Die Ansprüche einer "VUCA"-Welt (Volatility / Uncertainty / Complexity / Ambiguity), in der Organisationen heutzutage operieren müssen, sowie die schiere Menge neuer Daten und Anforderungen, erfordern neue Fähigkeiten von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Finanzabteilungen.

(3) Neue Technologien wie Blockchain-Ledger, Artificial- & Predictive-Intelligence bieten massive und leistungsfähige Möglichkeiten, anders und effektiver zu arbeiten.

(4) Die Erzeugung neuer disruptive Geschäftsmodelle durch die Schaffung von daten- und softwaregetriebenen Plattformen wird die Unternehmens- und Konkurrenzlandschaft vollständig verändern.

(5) Die gleichzeitig gestiegenen Anforderungen an Kontrollen, Berichterstattung, Compliance und Governance werden nicht aufgehoben, sondern im Gegenteil: Es ist zu erwarten, dass sie noch zunehmen werden.

Während (einige) Organisationen anfangen, die Umstände zu akzeptieren und Strategien und Fähigkeiten entwickeln, mit diesen Veränderungen fertig zu werden, befinden sich die Finanzabteilungen in der Regel bei der Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen im Rückstand, sind überfordert oder schlicht unterbesetzt. Dies gilt interessanterweise sowohl für "traditionelle Unternehmen" als auch für Hyper-Growth- und Start-up-Unternehmen. Die Erfahrung zeigt, dass lange nicht alle Unternehmen erkannt haben, dass Finanzfunktionen, die sich nicht schnell genug anpassen, zu einem großen Stolperstein für den Wachstumspfad eines Unternehmens werden können.

Auch deswegen braucht die Finanzfunktion einen Agilitäts-Schub. Ebenso wie andere Funktionsbereiche (hier sei insbesondere die IT und Software-Entwicklung genannt), welche bekanntermaßen viel früher mit der erfolgreichen Integration agiler Prinzipien (z.B. Empowerment, Selbstorganisation, bereichsübergreifende Zusammenarbeit, Produktorientierung) begonnen haben, wird auch die Finanzfunktion wesentlich von diesen Prinzipien profitieren.

Während manche Führungskräfte Agilität fürchten und mit dieser die Attribute von Instabilität, Orientierungslosigkeit sowie der Befürchtung des Kontrollverlustes assoziieren, verwechseln andere die Frage nach Agilität mit der simplen Einführung von - ach so - agilen Planungs- und ERP-Tools, versäumen aber die Umsetzung der dahinterstehenden Managementprinzipien.

Die notwendigen Kenntnisse dessen, was es heißt, die Finanzfunktion in Unternehmen zu ‚Agilisieren' sind weitgehend nicht vorhanden. Es bleiben Potentiale folglich ungenutzt.

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Damit Finanzabteilungen die dringend benötigten Talente (heute und in naher Zukunft) gewinnen und halten können, müssen sie agile Fähigkeiten entwickeln. Andernfalls werden sie hinter ihrem eigenen Anspruch, auf Augenhöhe mit anderen Unternehmensbereichen zu stehen, zurückfallen.

Niemand sagt, dass dies einfach sein wird. Jede Organisation muss ihren eigenen Weg durch dieses Dilemma finden, aber seien wir mutig und machen es möglich!

Ruben Faust - CFO Aufgaben - immer dann wenn es schwierig wird

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